Rücken: Versteifung von Wirbeln wahrscheinlich ohne Vorteil

Bei der Druckentlastung des Rückenmarks werden die beteiligten Wirbel häufig zusätzlich versteift. Forscher bewerteten nun den Nutzen dieser Vorgehensweise.


Maßnahme gegen Destabilisation der Wirbelsäule

Kommt es zu einer Verengung des Nervenkanals in der Wirbelsäule, kann ein operativer Eingriff den Druck auf den Nerven nehmen. Indem er Knochensubstanz abträgt, schafft der Chirurg dem Wirbelkanal mehr Platz. Diese Vorgehensweise schwächt jedoch auch die betroffenen Abschnitte der Wirbelsäule. Vor allem, wenn es bereits vor der Operation zum Abgleiten eines oder mehrerer Wirbel kam, galt eine Versteifung (Fusion) der beteiligten Gelenke bisher als sinnvolle Maßnahme, um der Notwendigkeit erneuter Eingriffe vorzubeugen.

In den USA geht mittlerweile jede zweite Operation zur Druckentlastung des Wirbelkanals mit einer Fusion der beteiligten Wirbel einher. Arbeitsgruppen aus den USA und Schweden bewerteten nun den Nutzen dieser Vorgehensweisen anhand der Ergebnisse mehrerer Studien.



Ergebnisse sprechen eher gegen Nutzen

In den letzten Jahren zeichnete sich bereits ab, dass die Fusion von Wirbelkörpern prognostisch keine Vorteile bringt. Die "Swedish Spinal Stenosis Study" kam nun zu einem ähnlichen Ergebnis. Bei insgesamt 274 Patienten, die sich einer Operation zur Dekompression des Wirbelkanals unterzogen, konnten die Forscher um Peter Försth im Behandlungserfolg keine Unterschiede zwischen der Vorgehensweise mit und ohne Fusionierung feststellen. Bei Eingriffen mit einer Versteifung entstehen höhere Kosten durch den größeren Operationsaufwand und einen im Durchschnitt längeren Krankenhausaufenthalt. Mit 21 (ohne Fusionierung) und 22 Prozent glichen sich die Zahlen der erneut notwendigen Operationen im Zeitraum von sechseinhalb Jahren.

Eine kleinere Studie aus den USA unter der Leitung von Zoher Ghogawala mit 66 Patienten ergab eine leicht bessere Lebensqualität von Operierten mit Fusionierung. Auch die Notwendigkeit einer erneuten Operationen nach den Eingriffen war mit 15 Prozent gegenüber 34 Prozent geringer als in der schwedischen Studie nach einer Versteifung.
Die Forscher glauben jedoch, dass behandelnde Ärzte nach einer bereits erfolgten Fusion weniger bereit sind, eine erneute Operation in Betracht zu ziehen. Dies würde die unterschiedliche Anzahl von erneuten Eingriffen in den beiden Gruppen erklären.

Wichtig ist den Wissenschaftlern zu betonen, dass in den betrachteten Studien nur Patienten behandelt wurden, die vor dem Eingriff keine Instabilität der Wirbelsäule auswiesen. Bei bereits vorhandener Instabilität erachten sie eine Fusion der Wirbelkörper immer als zwingend notwendig.

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