Erwartung beeinflusst Nebenwirkungen von Arzneien
Die Kenntnis möglicher Nebenwirkungen beeinflusst die Wahrscheinlichkeit von deren Auftreten. Dies zeigen Wissenschaftler anhand einer Untersuchung mit Statinen, die zur Senkung des Cholesterinspiegels eingesetzt werden.
Studie: Wer die Nebenwirkungen erwartet, erleidet sie auch eher
"Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß", könnte man das Ergebnis einer aktuellen Studie im "The Lancet" zusammenfassen. Patienten, die wissen, dass sie Statine zur Cholesterinsenkung einnehmen, weisen demnach mehr Nebenwirkungen auf als jene, die nicht wissen, dass sie den Wirkstoff einnehmen. Das "Deutsche Ärzteblatt" berichtet über die Studienergebnisse.
Die Senkung des Cholesterinspiegels dient der Vorbeugung von Herzkreislauferkrankungen. Laut Wissenschaftler des Imperial College London setzt ein Fünftel der mit Statinen Behandelten die Therapie aufgrund der Sorge vor Nebenwirkungen ab. Mögliche Nebenwirkungen der Substanzen sind Muskelschmerzen, grauer Star, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen und Potenzprobleme.
Patienten, die sich der möglichen Nebenwirkungen bewusst sind, schreiben ihre Beschwerden den Studienergebnissen zufolge eher der Medikamenteneinnahme zu. Das wird als "Nocebo-Effekt" bezeichnet.
Studie: Bewusste Statintherapie fördert Muskelschmerzen
Die Wissenschaftler hatten die Daten von mehr als 10.000 Patienten untersucht. Diese hatten an einer großen drei Jahre andauernden Studie teilgenommen, in der sie entweder ein Statin oder ein Scheinmedikament erhielten. Die Patienten wurden zwei Jahre lang nachbeobachtet.
Studienteilnehmer, die nicht wussten ob sie das Medikament oder Scheinmedikament erhalten hatten, wiesen weniger Nebenwirkungen auf. Patienten, die um die Einnahme des Statins dagegen wussten, wiesen zu 41 Prozent mehr Schmerzen im Bereich der Muskulatur auf. Den Ergebnissen zufolge stand das Auftreten von Nebenwirkungen nicht mit der Dauer der Behandlung in Zusammenhang. Viele der Patienten, die eine Herzkreislauferkrankung wie einen Herzinfarkt erlitten, hatten die Medikamente zuvor abgesetzt.