Fußgeschwüre und Beingeschwüre

Wissen zu Fuß- und Beingeschwüre (Ulcus cruris)

Umgangssprachlich wird vom „offenen Bein“ gesprochen, wenn es sich um ein Fuß- oder Beingeschwür (Ulcus crusis) handelt.

Ursachen

Venöse Geschwüre bilden die Mehrzahl aller Fuß- und Beingeschwüre. Diese treten am Knöchel, vornehmlich seiner Innenseite sowie an der Vorderseite des Unterschenkels auf und sind tiefe, schlecht heilende Wunden. Hierbei ist die Ursache eine Venenschwäche. Der üblicherweise in Venen stattfindende Rücktransport des Blutes zum Herz wird behindert, weil die Venenklappen nicht mehr richtig schließen und es somit zum Zurückfließen des Blutes kommt. Der damit einhergehende Blutstau bewirkt eine Wasseransammlung im Gewebe, mit der späteren Folge einer Bindegewebsverhärtung in diesem Bereich.
Beides bewirkt, dass das Gewebe mit Blut und Nährstoffen unterversorgt ist.
An solchen unterversorgten Gewebestellen können sich dann Fuß- oder Beingeschwüre entwickeln. Diese Venenschwächen sind chronisch und meist erblich bedingt. Eine andere Ursache für eine geschwächte Venenfunktion kann jedoch auch ein Blutgerinnsel in den tiefen Bein- und Beckenvenen sein. Fußgeschwüre und Beingeschwüre, die sich aufgrund von Störungen in den Arterien bilden, sind eher selten. Sie entstehen an Füßen, Zehen und Fersen, wenn das Fließen des sauerstoffreichen Blutes vom Herz in den restlichen Körper, beispielsweise durch eine Verkalkung der Arterie stark abgeschwächt ist.

Dabei erhöht sich das Risiko der Herausbildung eines arteriell bedingten Fuß- und Beingeschwürs durch:

Diagnose zu Fuß- und Beingeschwüre (Ulcus cruris)

Mit einer Dopplersonografie (spezielle Ultraschall-Untersuchung) kann festgestellt werden, ob es sich um ein venöses oder ein arterielles Geschwür handelt. Zugleich lässt sich damit auch eine Durchblutungsstörung feststellen. Mittels Röntgenuntersuchung und Verwendung eines Venen-Kontrastmittels werden Blutgerinnsel sichtbar.
Die Untersuchung des Blutes gibt Aufschluss über eine eventuell vorliegende Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder Gerinnungsstörung. Mit einem Abstrich von der betroffenen Hautstelle und dessen Untersuchung im Labor lassen sich zudem Infektionen feststellen. Der Ausschluss des eher seltenen Spinalioms (Form des Hautkrebses) ist durch Untersuchung einer dem Entzündungsbereich entnommenen Gewebeprobe möglich.

Symptome

Ein venöses Fuß- oder Beingeschwür entwickelt sich meist aufgrund eines Stauungsekzems, eines geschwollenen Beins, schuppiger Haut und chronischer Entzündung. Nach außen gewanderte rote Blutkörperchen und deren Abbauprodukte lassen die Haut an dieser Stelle braun werden. Diese feuchten und nässenden Wunden können faulig riechen, wenn sie zusätzlich mit Bakterien infiziert sind. Der Betroffene empfindet in diesen Bereichen ein Spannungsgefühl, das je nach Ausprägung auch schmerzen kann – aber nicht muss.
Nicht selten werden diese Hautstellen bis zur eindeutigen Diagnose mit verschiedensten Salben vorbehandelt. Das kann zusätzlich allergische Reaktionen in Form von allergischen Kontaktekzemen bewirken. Mit Schmerzen – vor allem beim Hochlagern des Beins oder nach körperlicher Anstrengung – sind meistens arterielle Fußgeschwüre oder Beingeschwüre verbunden. Diese äußern sich zudem durch kalte, blasse Füße beziehungsweise Beine.

Behandlung zu Fuß- und Beingeschwüre (Ulcus cruris)

Komprimierende Verbände wie feste Bandagen, die konsequent und korrekt getragen werden, können einen großen Beitrag zur verbesserten Durchblutung, vor allem zur Verhinderung des Blutrückflusses leisten. Unterstützt wird dies durch ausreichend Bewegung.
Ein Fuß- oder Beingeschwür ist zudem regelmäßig und fachgerecht zu reinigen. Dazu können die auf dem Geschwür fest haftenden Beläge durch Salben aufgelöst und gereinigt werden. Das Ablösen dieser Beläge durch einen scharfen Löffel (Kürettage) ist eine weitere Reinigungsmethode.
Damit die Wunde keimfrei wird, werden Umschläge mit antiseptischen Wirkstoffen aufgebracht. Zugunsten besserer Wundheilung kommen heute zunehmend feuchte Wundauflagen zum Einsatz, insbesondere bei stark nässenden Geschwüren. Durch das feuchte Milieu wird nicht nur das Wachstum von Keimen abgeschwächt, sondern auch die Wundheilung gefördert.

Alternative weitere Behandlungsmethoden sind:

  • Medikation mit Wachstumsfaktoren zur verbesserten Wundheilung
  • Anwendung gepulster elektromagnetischer Felder oder gepulstem Gleichstrom bei venösem Fußgeschwür oder Beingeschwür
  • Antibiotika bei intensivem Bakterienbefall
  • bioenzymatische Wundreinigung durch den Einsatz von Fliegenlarven
Die zuletzt genannte Methode mag befremden, ist jedoch eine sehr effektive Therapie. Die Fliegenlarven ernähren sich von den fest haftenden, abgestorbenen Belägen und reinigen so vor allem besonders schlecht heilende Wunden.
Arteriell bedingte Fußgeschwüre oder Beingeschwüre werden in der Regel operativ behandelt. Die Durchblutung des betroffenen Arterienabschnitts wird mittels einer Überbrückung durch ein Arterien- oder Venenstück wieder hergestellt (Bypass-Operation). Zudem werden in manchen Fällen Hautteile operativ neu verpflanzt, um das Geschwür schneller heilen zu lassen.

Prognose

Bei konsequenter und richtiger Behandlung kann ein Heilungserfolg binnen weniger Monate erzielt werden. Lediglich bei älteren Menschen, bei denen der Heilungsprozess meist langwieriger ist, kann es durchaus auch einige Jahre dauern. Wiederum ist der Heilungserfolg venöser Fußgeschwüre oder Beingeschwüre deutlich höher als bei arteriell bedingten Geschwüren. Allerdings muss bei 50 Prozent aller Fälle mit dem Wiederkehren des Geschwürs binnen eines Jahres gerechnet werden. Arteriell bedingte Fußgeschwüre und Beingeschwüre können bei Nichtbehandlung zum schwarzen Brand (Gewebeuntergang, Nekrose) führen. Daraus resultiert in der Regel die Notwendigkeit einer Amputation von Fuß, Zehe oder des gesamten Beins. Sehr starke Verkalkungen in einer Arterie und Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes mellitus oder Bluthochdruck verstärken das Risiko einer Amputation.

Selbsthilfe zu Fuß- und Beingeschwüre (Ulcus cruris)

Zur Vorbeugung venöser Fuß- oder Beingeschwüre helfen regelmäßiges Bewegen, kein Sitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen (hemmt Venenpumpe) und Vermeidung von Übergewicht. Letzteres ist auch förderlich zur Vermeidung arteriell bedingter Geschwüre.

Darüber hinaus ist es sinnvoll:
  • nicht zu rauchen
  • sich auch im Sitzen zu bewegen
  • wenig fettige Speisen und viel Obst und Gemüse zu essen
  • keine zu großen oder zu kleinen Schuhe zu tragen
  • auch kleinste Verletzungen bei der Fuß- und Nagelpflege zu vermeiden und
  • regelmäßig die Beine und Füße auf Verfärbungen hin zu kontrollieren

Daten/Fakten zu Fuß- und Beingeschwüre (Ulcus cruris)

Männer wie Frauen können zu gleichen Teilen betroffen sein. Das Risiko der Herausbildung eines Fuß- oder Beingeschwürs erhöht sich ab dem 40. Lebensjahr mit zunehmendem Lebensalter. Bei jüngeren Menschen findet sich nur selten diese Art von Geschwür. Bei über 80-Jährigen steigt dagegen das Erkrankungsrisiko enorm. Die allgemeine Erkrankungsrate liegt in Deutschland etwa bei 15-30 Menschen von 100.000, was also weit unter einem Prozent liegt.

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