Schizophrenie

Wissen zu Schizophrenie

Wahnhaftes Erleben und gestörte Denkabläufe

Schizophrenie ist eine tiefgreifende psychische Erkrankung mit Einfluss auf die gesamte Persönlichkeit. Die Störung verändert Wahrnehmung, Denken und Verhalten. Zeitweilig sind Betroffene nicht in der Lage, zwischen der Realität und Wahnvorstellungen zu unterscheiden. Schizophrenie äußert sich unterschiedlich. Wahnvorstellungen sind Ausdruck einer gestörten Realitäts-Wahrnehmung, doch können auch Denkabläufe, Motorik, Gefühle oder der Bezug zur eigenen Person gestört sein. Betroffene glauben oft, dass andere Menschen ihre Schritte beobachten, ihre Gedanken erfassen und ihnen sogar Befehle erteilen können. Dies kann sich so äußern, dass Gesprächspartner den Gedankengängen eines Schizophrenen gar nicht oder nur mit viel Mühe folgen können.

Ursachen

Die Entstehungsursachen einer Schizophrenie sind nur unzureichend bekannt. Es gibt allerdings Faktoren, die eine Schizophrenie begünstigen können (Multifaktorielles Entstehungsmodell). Dazu gehört die erbliche Vorbelastung in der Familie, Stoffwechselstörungen sowie lebensgeschichtliche Erfahrungen und Ereignisse. Bei der Mehrzahl Betroffener tritt die Erkrankung zwischen der Pubertät und dem 35. Lebensjahr auf.

Diagnose zu Schizophrenie

Die psychiatrische Diagnose einer Schizophrenie umfasst neben der körperlichen Untersuchung das Gespräch und spezifische Testverfahren, um die Wahrnehmungs- und Denkstruktur des Betroffenen einschätzen zu können. Andere Erkrankungen, die mit ähnlichen Beschwerden einhergehen, wie Vergiftungserscheinungen oder Entzündungen im Gehirn, müssen ausgeschlossen werden. Dazu können Blutuntersuchungen oder bildgebende Verfahren notwendig werden, wie eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT).

Positiv- und Negativsymptome

Häufig können im Rückblick Vorboten der Schizophrenie (Prodromalphase) ausgemacht werden. Solche unspezifischen Symptome sind häufig Anzeichen, welche auch anderen Erkrankungen zugeordnet werden können. Dazu gehören innere Unruhe, Ängste, Konzentrations- und Denkstörungen oder Schlafstörungen. Psychiater sortieren Symptome der Schizophrenie vorrangig in Positiv- und Negativsymptome, die sich besonders in der Akutphase einer Schizophrenie bemerkbar machen. Diese Symptome können beispielsweise durch die Positiv- und Negativ-Syndrom Skala (PANSS) eingeschätzt werden, die neben den Postiv-und Negativsymptomen zusätzlich eine Liste mit sechzehn unspezifischen Symptomen enthält, wie Angst, Sorge oder Schuldgefühle.

Die Positivsymptome beinhalten Störungen der Sinneswahrnehmung, das Hören von Stimmen beispielsweise, die Befehle erteilen oder Handlungen kommentieren. Dazu gehören:
  • Wahn: Der Betroffene fühlt sich verfolgt, hat Angst vergiftet zu werden oder fühlt sich beobachtet.
  • Halluzinationen: Der Betroffene hört Stimmen, die sein Verhalten kommentieren oder sich über ihn lustig machen, hat fremdartige Empfindungen, wie ein Krabbeln von Ameisen auf der Haut, Geruchs- und Geschmackshalluzinationen.
  • Ich-Störungen: Körperteile, Gedanken oder Gefühle werden als nicht zugehörig erlebt (Depersonalisation), Betroffene kommen sich vor wie in einem Film (Derealisation).
  • Gedankeneingebung und Gedankenausbreitung: Eindruck, wie bei einer Hypnose von außen gesteuert zu werden und dass die eigenen Gedanken von anderen gehört werden können.
  • Größenwahn: Eindruck, mit berühmten Menschen in Kontakt zu stehen oder das Wetter kontrollieren zu können.
  • Veränderung der Empfindungen: Farben, Geräusche oder Gerüche werden sehr stark oder ungewöhnlich intensiv erlebt.

Die Negativsymptome stören den Erhalt sozialer Kontakte und ein positives Lebensgefühl. Dies äußert sich in mangelnder Lust, Zeit mit anderen Menschen zu verbringen oder durch Antriebslosigkeit, mangelnder Konzentrations- und Leistungsfähigkeit:
  • Antriebslosigkeit und Planlosigkeit: Alltägliche Aufgaben wie Hausarbeit oder Einkäufe werden nicht erledigt – in schwereren Fällen bis zur Verwahrlosung, nichts wird fertig, die Zeit verrinnt ungenutzt.
  • Misstrauen und Aggressivität: Befürchtung, dass andere Betroffenen Böses wollen, starke Angespanntheit und Wut
  • Apathie: Betroffene ziehen sich zurück in eine andere Welt
  • Depressive Verstimmung: Gefühle von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit
  • Denkstörungen: Die Formulierung von Gedanken fällt schwer, der "rote Faden" eines Gesprächs ist nicht vorhanden (Zerfahrenheit) oder mehrere Gedanken stürmen auf einmal auf den Betroffenen ein
  • Ungewöhnliche Sprache: ungewöhnliche Wortneuschöpfungen, willkürliche Aneinanderreihung von Wörtern (Wortsalat).

Behandlung zu Schizophrenie

Die Behandlung der Schizophrenie erfolgt vorrangig mit Psychopharmaka, also mit Medikamenten, welche die Psyche eines Menschen beeinflussen. Insbesondere werden Neuroleptika eingesetzt, die antipsychotisch wirken. Eine Soziotherapie kann zusätzlich helfen, der Vereinsamung entgegenzuwirken und soziale Kontakte zu fördern. Eine Psychotherapie ist nur dann sinnvoll, wenn sie den Betroffenen "stützt". Aufdeckende Arbeit, in der alte Konflikte aufkommen, können das Wahnerleben begünstigen.

Prognose

Bei über der Hälfte der Betroffenen ist ein günstiger Verlauf der Schizophrenie zu verzeichnen. Sie haben keine oder nur wenig dauerhafte Schwierigkeiten, die aus der Erkrankung resultieren. Etwa acht Prozent der Erkrankten haben einen chronischen Verlauf. Heute können die Symptome aber durch eine gut angepasste medikamentöse Einstellung gedämpft werden. Nur etwa 15 Prozent erleiden einen Rückfall unter Medikamenten. Die Heilungschancen verbessern sich durch eine feste Partnerschaft, ein stabiles soziales Netz und eine konsequente Medikation.

Selbsthilfe zu Schizophrenie

Aufklärung, Unterstützung und Hilfe

Ein Betroffener sollte sich nicht scheuen, über seine Problematik zu sprechen und versuchen, seine sozialen Kontakte zu erhalten. Das Engagement in einer Selbsthilfegruppe ist zudem wünschenswert, weil dort Aufklärung, Unterstützung und gegenseitige Hilfe stattfindet.
Besonders wichtig ist die Selbsthilfe für Angehörige von Erkrankten, denn auch sie sind von den Auswirkungen der Schizophrenie im Alltag betroffen. Auch sie können sich an Selbsthilfegruppen wenden oder Gesprächstermine in einer Beratungseinrichtung in Anspruch nehmen. Für sie ist es wichtig zu wissen, wie sie mit dem Betroffenen in den verschiedenen Stadien der Schizophrenie umgehen können, welche Chancen es auf Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt gibt oder welche finanziellen Mittel der Familie zustehen.

Daten/Fakten zu Schizophrenie

Nach Schätzungen erkranken etwa 800.000 Menschen in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben an einer Schizophrenie. Männer und Frauen sind dabei gleich häufig betroffen. In etwa zwei Drittel der Fälle beginnt die Schizophrenie etwa fünf Jahre vor dem Auftreten von Positivsymptomen, die etwa ein Jahr lang andauern, bevor eine akute psychotische Episode einsetzt.

Links zu Schizophrenie

Schizophrenie – ein Film von Herbert Biber in drei Teilen
http://www.youtube.com/watch?v=A70FZET6yHY


Kompetenznetz Schizophrenie
http://www.kompetenznetz-schizophrenie.de/rdkns/index.htm


Schizophrenie-Selbsthilfe im Internet
http://www.schizophrenie-netz.info/news.php


Psychosoziale Gesundheit – ein Informationsportal von Prof. Volker Faust
Seelische Störungen erkennen, verstehen, verhindern, behandeln
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/schizophrenie.html


Ein ZDF-Bericht über Schizophrenie
http://www.youtube.com/watch?v=KfloQCcvRFQ

Quellenangabe für Zitate

Inhalte dieser Webseite dürfen für kommerzielle und nichtkommerzielle Zwecke ohne Rückfragen auszugsweise zitiert werden. Bedingung dafür ist die Einrichtung des folgenden Links als Quelle des Zitates: https://www.qimeda.de/lexikon/krankheiten/schizophrenie

Das Informationsangebot von Qimeda dient ausschließlich Ihrer Information und ersetzt in keinem Fall die persönliche Beratung oder Behandlung durch einen ausgebildeten Arzt. Die Inhalte von Qimeda dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen oder Eigenmedikationen verwendet werden.