Scheidenkrebs

Wissen zu Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)

Scheidenkrebs ist eine bösartige Tumorbildung im Bereich der Scheide. Unterschieden werden der im Scheidengewebe ursprünglich entstandene Scheidenkrebs von in der Scheide befindlichen Krebsabsiedlungen anderer Organe oder Gewebe im Körper.

Nach der feingeweblichen Untersuchung ergeben sich folgende Karzinomtypen:
  • Plattenepithelkarzinome: von der oberen Hautschicht ausgehend mit über 90 Prozent die weitaus häufigste Form
  • Adenokarzinome: von Drüsengewebe ausgehend
  • Melanome: schwarzer Hautkrebs
  • Embryonales Rhabdomyosarkom: von der Muskulatur ausgehend
Wesentlich häufiger als von der Scheide ausgehend sind die in der Scheide wachsenden Krebse als Absiedlungen anderer Tumore.

Ausgangstumore:

Beim Plattenepithelkarzinom:
  • bei 79 Prozent Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) entsprechend dem Übergang der Gebärmutter in die Scheide
  • bei 17 Prozent Scheidenkrebs (Vulvakarzinom) Gesamtheit der direkt der Fortpflanzung dienenden äußeren weiblichen Geschlechtsorgane beziehungsweise der äußere Teil der Scheide

Beim Adenokarzinom:
  • bei 32 Prozent Gebärmutterschleimhaut-Krebs
  • bei 26 Prozent Krebs von Dick- oder Enddarm
  • bei 17 Prozent Krebs der Eierstöcke (Ovarialkarzinome)

Weniger häufig sind ursächlich beteiligt:
  • Blasenkarzinome und Harnleiterkarzinome
  • Schwarze Hautkrebse
  • Brustkrebse
  • Chorionkarzinome (Krebs aus Mutterkuchenzotten nach einer Schwangerschaft)
  • Analkarzinom

Einteilung der Krebsstadien nach der FIGO-Klassifikation:

Stadium 0: Vorstufe zum aggressiven Krebs
Stadium I: auf die Scheidenwand begrenzt
Stadium II: Ausbreitung um die Scheide, nicht bis an die Beckenwand
Stadium III: Ausbreitung bis zur Beckenwand
Stadium IV: Ausbreitung über das kleine Becken hinaus oder in die Blasen- oder Enddarmschleimhaut.

Ursachen

Als Auslöser für Scheidenkrebs und Gebärmutterhalskrebs gelten Humane Papillomaviren (HPV). Auch die Einnahme von Diethylstilböstrol im ersten Schwangerschaftsdrittel steht im Zusammenhang mit dem Auftreten einer vaginalen Adenose. Dabei handelt es sich um eine Drüsenbildung in der Scheidenwand. Bei Diethylstilböstrol handelte es sich um ein 1971 vom Markt genommenes Medikament zur Verhütung von Fehlgeburten. Bei 30 Prozent der Betroffenen ging dem Scheidenkrebs mehr als fünf Jahre zuvor ein Gebärmutterhalskrebs mit meist erfolgter Strahlentherapie voraus.
Weitere Risikofaktoren sind die mechanische Beanspruchung durch das langjährige Tragen eines Pessars. Bei anderen Tumorerkrankungen, zum Beispiel Magenkrebs, wird davon ausgegangen, daß sich mehrere ungünstige Umweltfaktoren wie schlechte Ernährungsgewohnheiten und Rauchen häufen.

Diagnose zu Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)

Die Diagnose erfolgt durch Entnahme einer meist ambulant entnommenen Gewebeprobe. Bei der gynäkologischen Untersuchung wird die Scheide mit einem Spekulum (eine Art großer Metalllöffel) aufgespreizt, wobei sich unter dem Kontaktpunkt des Spekulums mit der Scheide krankhafte Veränderungen befinden können.
Dieser Umstand kann zu einer erheblichen Verzögerung der Diagnosestellung beitragen. Mit Laboruntersuchungen von Blutbild, Leberwerten und Nierenwerten können Tumormarker (Stoffe, die vom Tumor freigesetzt werden) bestimmt werden. Während des Behandlungsverlaufs und auch bei späteren Kontrolluntersuchungen ist ein eventuelles Wiederauftreten des Tumors so frühzeitig zu erkennen.

Weitere Untersuchungen können sein:
  • Röntgenbild der Lunge
  • Ausschabung
  • Spiegelung von Harnblase und Enddarm
  • Röntgenuntersuchung der ableitenden Harnwege
  • Computertomographie

Symptome

Das erste Symptom sind Blutungen aus der Scheide, die von 50 bis 70 Prozent der Betroffenen angegeben werden und meist nach den Wechseljahren auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium wird häufig über Schmerzen in der Blase oder dem Enddarm geklagt.

Behandlung zu Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)

Aufgrund der Seltenheit dieses Tumors gibt es kaum therapeutische Standardstrategien. Hinzu kommt, daß die Lage des Scheidentumors zwischen Harnblase und Darm sowohl die operative Entfernung als auch die Einsatzmöglichkeit von Strahlentherapie begrenzt, um die genannten Organe nicht zu beschädigen.
Krebsoperationen mit dem Ziel einer Heilung kommen nur bei Anfangsstadien in Frage. Voraussetzung ist auch der Wunsch der Patientin nach Wiederherstellung einer intakten Vagina. Um Erkrankungen wiederkehrender Tumore zu lindern, können operative Maßnahmen nach einer Strahlentherapie zum Einsatz kommen.

Chirurgische Behandlungsansätze:

  • Stadium 0: Bei dieser Anfangsstufe der Tumorerkrankung wird in erster Linie eine sichere operative Entfernung des gesamten Tumors durchgeführt, wobei dies bei Krebsherden an mehreren Stellen eine radikale Operation bedeutet.
  • Stadium I: Liegt der Tumor im oberen Scheidendrittel, bestehen mit einer Entfernung der Gebärmutter einschließlich eines Teils der Scheide und einer Lymphknotenentfernung im Becken gute Heilungschancen. Eine Rekonstruktion der Scheide nach Entfernung des oberen Anteils ist fast immer möglich.
  • Stadium II: Hierbei kommt eine radikale Scheidenentfernung oder eine Radikaloperation im Becken mit oder ohne ergänzende Bestrahlung in Frage.
  • Stadium III-IVa: Nur selten ist eine Operation sinnvoll, im Einzelfall in Kombination mit einer Bestrahlung. Bei Betroffenen vor den Wechseljahren kann gegebenenfalls vor Einleitung einer Bestrahlungsbehandlung eine Planungsoperation mit Verlagerung der Eierstöcke aus dem Bestrahlungsfeld sowie eine feingewebliche Untersuchung der Beckenlymphknoten sinnvoll sein.
  • Stadium IVb: Hierbei kommt es nur ausnahmsweise zu einer operativen Maßnahme. Zur Behandlung von Scheidenmetastasen eines anderen Ausgangstumors (meist Gebärmutterhalskrebs/Gebärmutterkrebs) wird in der Regel eine Operation erfolgen. Der im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft auftretende Trophoblastumor kann mit Chemotherapie gut behandelt werden.
Wiederauftretender Scheidenkrebs ist schlecht zu behandeln. In Frage kommen eine radikale Beckenoperation oder eine Beckenbestrahlung.

Strahlentherapeutische Ansätze:

Mit Ausnahme der unter den chirurgischen Behandlungsansätzen beschriebenen Patientinnengruppen ist die Bestrahlung die Behandlung der Wahl bei Scheidenkrebs. Meist wird eine äußere mit einer inneren Bestrahlung (Einbringung einer strahlenden Substanz in die Scheide) kombiniert. Damit will man die Tumorausdehnung durch die Lymphknotenbestrahlung begrenzen, den Ausgangstumor zum Verschwinden bringen und die normale Form der Scheide wiederherstellen.

  • Stadium 0: Bei Tumorbefall an mehreren Stellen kann mit einer alleinigen inneren Bestrahlung ein guter Therapieerfolg erreicht werden.
  • Stadium I und II: Hierbei ist eine kombinierte Strahlenbehandlung eine gute Möglichkeit.
  • Stadium III und IV: In der Regel wird eine kombinierte Strahlentherapie durchgeführt, wobei keine guten Erfolge erwartet werden können.

Prognose

Leider kommt es neben einer nur mäßig erfolgreichen Tumorbegrenzung bei 25 Prozent der Betroffenen trotz Tumorfreiheit im Bereich der Scheide zum Auftreten von Tumorabsiedlungen in andere Organen. So ist zu erklären, daß in diesen fortgeschrittenen Stadien die Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre ab der Diagnosestellung zu überleben, leider nur 15 bis 25 Prozent beträgt. Der Einsatz einer Chemotherapie spielt beim Scheidenkrebs kaum eine Rolle.
In Einzelfällen wird bei Patientinnen mit einem Plattenepithelkarzinom eine Chemotherapie vorgenommen, zum Teil in Kombination mit einer Bestrahlung. Damit konnte in wenigen Fällen eine bis zu gut drei Jahre andauernde Tumorfreiheit erreicht werden.

Daten/Fakten zu Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)

Unter den Karzinomen des weiblichen Genitaltrakts ist weniger als zwei Prozent primärer, also ursprünglich dort entstandener Scheidenkrebs. Das Vorkommen ist mit circa 0,5 von 100.000 Frauen pro Jahr eher rückläufig. Die Vorstufen werden allerdings zunehmend häufig gefunden. Der Altersgipfel liegt am Anfang des siebten Lebensjahrzehnts.

Links zu Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)

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