Schädeldeformation

Wissen zu Schädeldeformation

Das Köpfchen eines Neugeborenen besteht zunächst aus einzelnen Schädelknochen, deren Zwischenräume (Wachstumsfugen) erst nach und nach zusammen wachsen.
So schließt sich ein zentraler Schnittpunkt zwischen den Wachstumsfugen am Hinterköpfchen (kleine hintere Fontanelle) etwa nach zweieinhalb Monaten, wogegen der vordere Teil (große vordere Fontanelle) erst nach etwa zweieinhalb Jahren geschlossen ist. 
Zu einer Verformung des Kleinkindschädels kommt es bei etwa zwölf Prozent aller Kleinkinder. In einigen Nationen wird noch immer vor der Bauchlage als Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod gewarnt. Hier findet sich eine noch höhere Rate an Schädeldeformationen bei Kleinkindern.
Diese Verformungen können bereits im Mutterleib oder aber binnen der ersten sechs Lebensmonate des Nachwuchses auftreten. Dabei sind Kurzkopf (Brachyzephalie), Langschädel (Skaphozephalie) und Schiefkopf (Plagiozephalie) die häufigsten Formen. Bei mehr als 80 Prozent aller Schädeldeformationen handelt es sich um die Plagiozephalie. Eine andere Verformung ist die frühzeitige Verknöcherung (Kraniosynostose) mindestens einer Schädelnaht, wodurch ein abnormes Wachsen kompensatorisch in die noch weichen Schädelbereiche einsetzt.

Neben dem unschönen ästhetischen Aspekt sind Schädeldeformationen nicht selten mit Veränderungen
  • im Kieferapparat
  • an den Augen – beispielsweise Schielen – oder
  • der psychomotorischen und kognitiven Eigenschaften des Kleinkindes verbunden.

Ursachen

Das schnelle Wachstum in dieser Lebensphase in Verbindung mit der noch weichen Schädeldecke des Kleinkindes sind begünstigende Faktoren, wenn durch äußerlichen Druck (beispielsweise lagebedingt durch einseitige Schlafpositionen über einen längeren Zeitraum) ein Schädel nach und nach deformiert wird.
In manchen Fällen wird die Verformung auch durch den Geburtsvorgang verursacht, in anderen wiederum bereits durch Platzmangel im Mutterleib. Bei der Kraniosynostose wiederum handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung, bei welcher eine Störung des Wachstums zur frühzeitigen Verknöcherung einzelner Wachstumsfugen beziehungsweise Schädelnähten führt. So genannte sekundäre Kraniosynostosen werden durch andere Krankheiten wie eine Hirnwasserfehlproduktion oder Stoffwechselstörung bedingt.

Diagnose zu Schädeldeformation

Die Diagnose einer Schädeldeformationen erfolgt in der Regel durch eine Ultraschall-Untersuchung. Lagebedingte Schädeldeformationen lassen sich so von Kraniosynostosen besser abgrenzen.

Symptome

Die jeweiligen Schädeldeformationen sind anhand nachfolgend angeführter Merkmale erkennbar:
  • Plagiozephalie: Asymmetrie des Gesichts und Hinterkopfes; einseitig abgeflachter Hinterkopf mit Beteiligung der gegenüberliegenden Stirn, wobei zudem Ohren und Wange in Mitleidenschaft gezogen sein können
  • Brachyzephalie: verbreiterter Kopf aufgrund durchgängiger Abflachung des Hinterkopfes; sogenannter „echter Liegeschädel“, bei dem sich der Schädel über den Ohren vorwölbt und das Gesicht scheibenartig wirken lässt
  • Skaphozephalie: abnorm langer, schmaler Schädel, bei dem die Stirn hoch und der Hinterkopf herausgewölbt ist
  • Kraniosynostose: Ausprägung der Deformation hängt davon ab, welche Schädelnaht zu welchem Zeitpunkt frühzeitig verknöchert und welche Ausgleichsräume für das weitere Wachsen des Kopfes verfügbar sind
Die beiden ersten Formen der Schädeldeformation können auch in Kombination auftreten.

Behandlung zu Schädeldeformation

Eine Behandlungsmöglichkeit bei einer Schädeldeformation ist die Helmtherapie (auch Cranio-Orthese). Da das Wachstum von Gehirn und Schädel erst mit einem Jahr abgeschlossen ist, wird dieser Umstand genutzt, um die Form von außen zu beeinflussen.
Das Kleinkind trägt bis zu sechs Monate lang einen Kunststoffhelm, der an der verformten Stelle einen Freiraum hat. Dort kann das Köpfchen während der 23 Stunden, die der Helm täglich getragen werden muss, hineinwachsen und eine normale Kopfform ausbilden.
Kritiker sehen durch den Helm die Gefahr von Wahrnehmungsstörungen und Beeinträchtigung der Sinnesfunktionen.  

Alternative Behandlungsmethoden sind:

Hiermit soll zum einen die Entwicklung von Motorik und Wahrnehmung beobachtet und positiv beeinflusst werden, zum anderen soll eine verbesserte Beweglichkeit im Halswirbelbereich erreicht werden.
Denn Babies bevorzugen eine bestimmte Liegeseite oftmals aufgrund von Verspannungen und Blockaden im Bereich der Halswirbelsäule. 
Kraniosynostosen werden nach sorgfältiger Abwägung – auch in Bezug auf die von der Deformation bedingten späteren Effekte auf die Entwicklung des Kindes – meist operiert.
Ein etwa einwöchiger Klinikaufenthalt und anschließende regelmäßige Beobachtung schließen sich an. Diese erfolgt nach dem ersten Halbjahr im vierwöchigen bis dreimonatigen Rhythmus. Danach erfolgen Kontrollen im Halbjahresrhythmus bis zum etwa vierten Lebensjahr oder im Jahresrhythmus bis zum etwa zehnten Lebensjahr.
Im Alltag kann mit einfachen Mitteln grundsätzlich unterstützt werden. So kann es schon sinnvoll sein, die weniger bevorzugte Liegeseite durch Ablenkungen wie ein Mobile oder Vorsingen interessanter zu machen und das Bewahren dieser Liegeposition durch eine Handtuchrolle im Rücken zu unterstützen.
Auch sollte das Baby, wenn es sich noch nicht selbst drehen kann, tagsüber immer wieder mal auf den Bauch gelegt werden. So erfährt der Kopf keinerlei Druck.

Prognose

Die frühzeitige Behandlung erhöht die Chance, dem veränderten Wachstum erfolgreich zu begegnen. Liegt eine Kraniosynostose vor, die nur gering ausgeprägt ist, besteht keine Gefahr eventueller Störungen in der geistigen Entwicklung.

Selbsthilfe zu Schädeldeformation

Der Gefahr lagebedingter Schädeldeformationen kann mit den im Bereich "Behandlung" benannten einfachen Mitteln zur Beeinflussung der Liegeposition des Kleinkindes im Ansatz vorgebeugt werden.
Zur Vermeidung der angeborenen Kraniosynostose ist in der Schwangerschaft zwingend auf das Rauchen zu verzichten. Rauchen erhöht laut aktueller Studie des University College London das Risiko einer Schädelfehlbildung um mehr als 30 Prozent.

Daten/Fakten zu Schädeldeformation

Literatur

  • Christoph Blecher: Nicht alles wächst sich aus. In: Österreichische Hebammenzeitung 02(2008), Seite 22-24
  • Argenta LC, David LR, Thompson J.: Clinical Classification of positional plagiocephaly. J Craniofac Surg. 2004 May; 15 (4): 705
  • Martinez-Lage JF, Ruiz-Espejo AM, Gilabert A, Perez-Espejo MA, Guillen-Navarro E.: Positional skull deformities in children: skull deformation without synostosis. Childs Nerv Syst. 2006 Apr; 22 (4): 368–374
  • Argenta LC, David LR, Wilson JA, Bell WO.: An increase in infant cranial deformity with supine sleeping position. J Craniofac Surg. 1996 Jan; 7 (1): 5–11
  • Hummel P, Fortado D.: Impacting infant head shapes. Adv Neonatal Care. 2005, Dec; 5 (6): 329–340
  • Cunningham ML, Heike CL.: Evaluation of the infant with an abnormal skull shape. Curr Opin Pediatr. 2007 Dec; 19 (6): 645–651
  • Kopforthesen (Moldings helmets) zur Behandlung kindlicher Schädeldeformitäten – Prüfung des therapeutischen Nutzens. Sozialmedizinsche Expertengruppe „Hilfsmittel und Medizinprodukte“ SEG 5, 2. September 2005, MDK – MDS 2005
  • Karch D., Boltshauser E., Groß-Selbeck G., Pietz J., Schlack H-G. Manualmedizinische Behandlung des KISS-Syndroms und Atlastherapie nach Arlen: Stellungnahme der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. Kommission zu Behandlungsverfahren bei Entwicklungsstörungen und zerebralen Bewegungsstörungen, 1998
  • Tourountza-Schefels Efterpi, Schefels Joerg: Kindliche Schädeldeformitäten in der Hebammennachsorge, MVS-Thieme-Verlag Stuttgart, zur Publikation 2009 angenommen

Links zu Schädeldeformation

Österreichische Hebammenzeitung 02/08

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