Nesselsucht

Wissen zu Nesselsucht (Urtikaria) bei Kindern

Typisch für eine Nesselsucht ist das Auftreten zahlreicher Quaddeln. Dabei handelt es sich um rötliche Schwellungen der Haut, die unterschiedlich geformt sein können und jucken. Sie kann unterschiedlich lange andauern, geht jedoch nie mit einem Gewebeschaden einher, dass heißt, sie klingt folgenlos wieder ab. Selten kommen zu den Hauterscheinungen noch Beschwerden im gesamten Körper wie Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen oder Beschwerden des Magens oder Darms wie beispielsweise Durchfall hinzu.
Eine Sonderform von Nesselsucht ist das Quincke-Ödem, bei dem die Schwellung das Unterhautgewebe betrifft. Befällt das Quincke-Ödem den Kehlkopf, kann dies zur Erstickung führen. Die häufigste Form ist die "spontane" Form, bei der sich oft kein unmittelbarer Auslöser erkennen läßt.

Nach dem Verlauf werden zwei Formen unterschieden:
  • Die akute Nesselsucht klingt innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen ab und wird bei Kindern in bis zu 80 % von Infekten ausgelöst. Weitere Auslöser sind Nahrungsmittel (Kuhmilch) oder Medikamente (Salicylate wie in Aspirin).
  • Die chronische Nesselsucht hält länger als sechs Wochen an und tritt anhaltend oder immer wiederkehrend mit erkrankungsfreien Pausen auf (über durchschnittlich vier Jahre!).

Ursachen

Bei der Nesselsucht handelt es sich um eine Unverträglichkeitsreaktion auf unterschiedlichste Substanzen. Dabei kann es sich um eine allergische Reaktion handeln, wobei das Immunsystem beteiligt ist und es zum Auftreten von Antikörpern im Blut kommt. Meistens jedoch liegt nur eine Intoleranzreaktion vor, bei der es nicht zur Antikörperbildung kommt.

Bei der chronischen Nesselsucht unterscheidet man nach der Ursache vier Gruppen:
  • autoreaktive chronische Nesselsucht: Dabei sind im Blut Mastzell-aktivierende Substanzen vorhanden. Mastzellen sind Blutbestandteile, aus denen das Histamin freigesetzt wird, das die Nesselsuchtreaktion auslöst
  • infektbedingte chronische Nesselsucht
  • allergische chronische Nesselsucht
  • hormonell oder paraneoplatisch bedingte Nesselsucht: Letzteres bedeutet das Auftreten als Begleiterscheinung einer eventuell noch nicht erkannten Krebserkrankung.

Diagnose zu Nesselsucht (Urtikaria) bei Kindern

Erkennbar ist eine Nesselsucht schon an den sichtbaren Hautveränderungen, dem berichteten Juckreiz und vielleicht auch einem offenkundigen Auslöser (Kontakt mit einer neuen Substanz im zeitlichen Zusammenhang mit dem Auftreten des Ausschlags). Krankengeschichte und Ursachenforschung haben hier ganz besondere Bedeutung. Mit welchen Substanzen und Nahrungsmitteln bestand in den vorangegangenen Tagen besonderer und erstmaliger Kontakt?
Dabei ist an Lebensmittel und Arzneimittel, Kosmetika und Farben, aber auch an den Kontakt mit Pflanzen und Tieren zu denken. Auch eine "physikalische" Nesselsucht kann vorkommen. Dann sind die Auslöser für eine Reaktion Druck, Reibung, Kälte oder Wärme.

Der Umfang des sich anschliessenden Untersuchungsprogramms hängt wesentlich davon ab, ob es sich um eine akute oder chronische Nesselsucht handelt:
  • Die akute Form tritt meist nur einmalig auf. Die verursachende Substanz wird fast immer über den Mund aufgenommen. Eine umfangreiche Laboruntersuchung führt meist zu keinem hilfreichen Ergebnis.
  • Bei der chronischen Form wird intensiv nach dem Auslöser gesucht, wobei das "Tagebuch" des Patienten größten Stellenwert hat. Der Betroffene sollte über einen längeren Zeitraum sowohl die Stärke seines Ausschlags sowie zeitgleich eingenommene Nahrungsmittel, Medikamente und auch zusätzliche Faktoren wie Hitze, Kälte, Sport, Stress und Erkrankungen (Infekte) protokollieren. Bei den sich daraus ergebenden Hinweisen auf die Ursache können dann weitere Spezialuntersuchungen vorgenommen werden, wobei der Allergietest nur eine kleine Rolle spielt.
Bei vermuteter Intoleranzreaktion kann eine Ausschlussdiät auf der Suche nach dem Auslöser weiterhelfen. Dem Basislebensmittel Reis wird jeden Tag ein weiteres hinzufügt. Eine eventuell auftretende Hautreaktion durch das neu hinzugekommene Lebensmittel kann dann ursächlich zugeordnet werden. Auch umgekehrt läßt sich eine Diät durchführen, indem man jeden Tag ein bestimmtes Lebensmittel weglässt und die jeweilige Änderung der Beschwerden protokolliert.

Symptome

Die Krankheitserscheinung besteht in zahlreichen rötlichen, juckenden und erhabenen Flecken, die rundlich, aber auch bizarr geformt sein können. Gelegentlich kann es auch zu Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen oder Beschwerden im Bereich von Magen oder Darm kommen.

Behandlung zu Nesselsucht (Urtikaria) bei Kindern

Bei der Therapie unterscheiden sich die akute und die chronische Form der Nesselsucht:
  • akute Form: Hierbei steht bei oft nicht auffindbarem Auslöser die Beschwerdelinderung im Vordergrund. Man wird dazu ein sogenanntes Antihistaminikum gegeben (eine Substanz, die dem Histamin, das bei der Erkrankung im Körper ausgeschüttet wird und das Beschwerden macht, entgegenwirkt).
  • chronische Form: Bei der im Kindesalter häufig vorkommenden Intoleranzreaktion auf Nahrungsmittelzusatzstoffe (oder Medikamente) kann eine Besserung durch eine Diät ohne Konservierungs-, Farb- und Zusatzstoffe erreicht werden. Dies langfristig durchzuhalten erfordert jedoch große Disziplin des Betroffenen und auch der Familie!

Prognose

Die Hauterscheinungen klingen sowohl bei der akuten als auch der chronischen Nesselsucht innerhalb von wenigen, maximal 24 Stunden ab. Die akute Nesselsucht beendet sich von selbst und tritt meist nur einmalig auf. Es kommt auch nicht zu einem Übergang in die chronische Form. Somit besteht eine sehr gute Prognose. Die chronische Nesselsucht kann ununterbrochen oder in Form wiederkehrender Krankheitsepisoden über durchschnittlich vier Jahre fortbestehen. Sie kann jedoch – sofern der Auslöser identifiziert werden konnte – durch entsprechende Therapie (Infektbehandlung) oder Verhaltensmaßnahmen (Weglassen bestimmter Nahrungsmittel beziehungsweise Zusatzstoffe oder Medikamente) vollständig zum Verschwinden gebracht werden.

Selbsthilfe zu Nesselsucht (Urtikaria) bei Kindern

Bei der akuten Nesselsucht ist Selbsthilfe kaum möglich. Man wird auf ein Antihistaminikum zur Juckreizlinderung angewiesen sein. Bei der chronischen Form besteht die Eigenleistung des Betroffenen in der Tagebuchführung, um nach Möglichkeit den Auslöser herauszufinden und dann auch gezielt behandeln zu können.

Quellenangabe für Zitate

Inhalte dieser Webseite dürfen für kommerzielle und nichtkommerzielle Zwecke ohne Rückfragen auszugsweise zitiert werden. Bedingung dafür ist die Einrichtung des folgenden Links als Quelle des Zitates: https://www.qimeda.de/lexikon/krankheiten/nesselsucht

Das Informationsangebot von Qimeda dient ausschließlich Ihrer Information und ersetzt in keinem Fall die persönliche Beratung oder Behandlung durch einen ausgebildeten Arzt. Die Inhalte von Qimeda dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen oder Eigenmedikationen verwendet werden.