Multiple Sklerose bei Kindern

Wissen zu Multiple Sklerose bei Kindern

MS – im Kindesalter eher selten

Multiple Sklerose (MS) kann auch Kinder und Jugendliche betreffen, obwohl sie eigentlich eine Krankheit junger Erwachsener um das 30. Lebensjahr herum ist. Doch beginnt MS bei drei bis fünf Prozent der Betroffenen bereits vor dem 16. Lebensjahr. Etwa 200 Kinder erkranken in Deutschland jedes Jahr neu. Im Rückblick deuten viele Betroffene ihre Beschwerden aus der Kindheit als frühe Zeichen von MS.

Beginn mit vielfältigen Beschwerden
Bei etwa der Hälfte der betroffenen Kinder zeigt sich die MS anfangs durch vielfältige Symptome (polysymptomatisch). Es treten Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, epileptische Anfälle, Lähmungserscheinungen oder Gleichgewichtsstörungen auf. Einige der Kinder nehmen Berührungen oder Temperaturreize auf der Haut nicht mehr wahr oder haben ein Kribbeln in den Gliedmaßen. Bei Erwachsenen zeigt sich der Krankheitsbeginn häufig durch ein Hauptsymptom, während ein solch monosymptomatischer Beginn nur etwa bei jedem zweiten Kind zu finden ist. Bei vielen Kindern verschwinden die Symptome meist vollständig, bei etwa einem Fünftel bleiben leichte Beschwerden bestehen. Über die Hälfte der Kinder mit MS entwickeln im Verlauf eine sekundär progrediente MS, bei der die Symptome nach und nach zunehmen.

Diagnose zu Multiple Sklerose bei Kindern

Symptome und ihr Verlauf

Um zu einer sicheren Diagnose der MS im Kindesalter zu gelangen, setzen Mediziner ähnliche Verfahren ein wie bei Erwachsenen. Den Symptomen und dem bisherigen Verlauf kommt eine besondere Bedeutung zu, ebenso der körperlichen Untersuchung und den bildgebenden Verfahren, welche Entzündungsherde im Gehirn und Rückenmark nachweisen können. Zur Apparatediagnostik gehören die Computertomographie (CT), die Magnetresonanz-Tomographie (MRT) oder auch elektrophysiologische Tests, mit denen die Leitfähigkeit der Nervenfasern ermittelt wird.

Prognose

Eine genaue Prognose für den Verlauf der Erkrankung ist ebenso wenig möglich wie eine vollständige Heilung. Mittlerweile ist deutlich geworden, dass MS die Entwicklung von Kindern beeinflussen kann. Studien zufolge haben fast alle Kinder, die an MS leiden, auch Denkstörungen. Sie können sich vieles nicht so gut merken wie ihre Altersgenossen, entwickeln sich aber insgesamt so wie der Altersdurchschnitt.

Behandlung zu Multiple Sklerose bei Kindern

Orientierung an der Behandlung Erwachsener
Bisher orientieren sich Mediziner bei der Therapie MS-betroffener Kinder an der Behandlung Erwachsener, denn es gibt noch nicht genug aussagekräftige Studien zur Wirkweise von Medikamenten und Therapien bei Kindern.
In den Kliniken werden betroffene Kinder durch ein interdisziplinäres Team von Kinderärzten, Neuropädiatern, Physiotherapeuten, Psychologen, Pflegepersonal und Sozialarbeitern betreut:

  • Kortison, Immunglobuline und Interferon-beta: Bei akuten Schüben erhalten auch Kinder Kortison. Hilft dies nicht innerhalb von drei bis fünf Tagen, kann Immunglobulin gespritzt werden. Interferon-beta schlägt bei Kindern in der Regel gut an. Wird eine niedrige Dosis gut vertragen, wird die Dosis bis zur richtigen Wirksamkeit erhöht. Allerdings müssen im ersten halben Jahr die Blutwerte kontrolliert werden, weil die Leber Schaden nehmen kann.
  • Krankengymnastik für das Körperverständnis: Neben Medikamenten ist für Kinder auch die Krankengymnastik sehr wichtig. Sie müssen lernen, ein Verständnis für ihren Körper und ihre Erkrankung zu entwickeln. Dabei können auch Gespräche mit einer Beratungsstelle hilfreich sein.

Selbsthilfe zu Multiple Sklerose bei Kindern

Die Eltern stärken
Für die Eltern eines betroffenen Kindes ist die Diagnose der chronischen Erkrankung MS häufig ein Schock, weil sie weitreichende Konsequenzen nach sich zieht. Nicht nur das Kind ist daher von der Diagnose betroffen, sondern die ganze Familie. Unterstützung durch Ärzte, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen ist für die Eltern wichtig, um ihrem Kind an den richtigen Stellen helfen zu können und sich selbst zu entlasten.

Daten/Fakten zu Multiple Sklerose bei Kindern

Kleinkinder erkranken nur sehr selten an MS. Bis zum zehnten Lebensjahr erkranken Jungen etwas häufiger als Mädchen. Ab dem zwölften Lebensjahr verändert sich jedoch die Verteilung und im Erwachsenenalter sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Während der Pubertät erkranken Mädchen sogar fünf Mal so häufig an MS wie Jungen, was eventuell an der Hormonumstellung liegen könnte.

Links zu Multiple Sklerose bei Kindern

Kinder und MS
Infoportal für Kinder und Jugendliche zum Thema Multiple Sklerose

MS und Ich
Kinder entdecken MS
Deutsches Zentrum für Multiple Sklerose im Kindes- und Jugendalter Göttingen

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