Lymphödem

Wissen zu Lymphödem

Das Lymphsystem des Körpers ist ein wesentlicher Teil der körpereigenen Abwehr. Über ein sehr fein verzweigtes Netz an Lymphbahnen werden Krankheitserreger, Eiweiße und andere Stoffe aus den Gewebezwischenräumen abgeleitet. In Zwischenstationen, den Lymphknoten, kommen Krankheitserreger mit Immunzellen in Kontakt. Außerdem wird die Lymphe dort immer wieder gefiltert und gereinigt. Feine Lymphbahnen (Lymphkapillaren) verbinden sich zu immer größer werdenden Lymphgefäßen, die zum Schluss in die Venen münden.
Ein Lymphödem ist eine Schwellung unter der Haut, die durch Gewebeflüssigkeit entsteht (Lymphe). Wenn mehr Flüssigkeit ins Gewebe eintritt, als abtransportiert werden kann, staut sie sich im Gewebezwischenraum. Dadurch werden die Zellen und Blutgefäße auseinander gedrängt. So werden die Zellen nicht mehr richtig mit Nährstoffen versorgt und können absterben. Deshalb muss ein ausgeprägtes Lymphödem schnell erkannt und behandelt werden. Lymphödeme können lokal (an Armen und Beinen) oder am ganzen Körper (generalisiertes Lymphödem) auftreten. Ein Lymphödem kann angeboren (primär) oder erworben (sekundär) sein. Ersteres ist eher selten.

  • Primäre Lymphödeme entstehen durch eine Fehlbildung des Lymphsystems und treten ab dem 17. Lebensjahr zum ersten Mal auf. Sie betreffen in drei Viertel der Fälle Frauen.
  • Sekundäre Lymphödeme kommen mehr als doppelt so häufig vor wie primäre.

Die häufigsten Ursachen sind:
  • Operationen (in etwa jede zehnte Frau, die aufgrund eines Brustkrebses operiert wird, entwickelt ein Lymphödem)
  • Bestrahlung (zum Beispiel der Brust wegen Brustkrebs)
  • Unfälle oder Verletzungen
  • seltener Infektionen oder Entzündungen
  • Parasitenerkrankungen
  • bösartige Tumore, die Lymphbahnen zerstören
  • Erkrankungen der kleinen Blutgefäße (Autoimmunerkrankungen)
  • Venenentnahme für eine Bypass-Operation am Herzen
  • in seltenen Fällen auch Selbstschädigung (Abschnürung von Arm oder Bein bei psychischer Erkrankung).

Diagnose zu Lymphödem

Im Anfangsstadium ist ein Lymphödem nur schwer zu erkennen. Mittels eines Maßbandes können geringe Schwellungen entdeckt werden. Wichtig zur Diagnosefindung ist die Krankengeschichte (Operationen, Unfälle, Infektionen, bekannte Vorerkrankungen). Hautverfärbungen und tiefe Hautfalten sowie raue Haut an Fingerrücken oder Zehenrücken können hinweisend auf ein Lymphödem sein. Mittels einer Blutuntersuchung können verschiedene Krankheiten, die zu einem Lymphödem führen können, ausgeschlossen werden. Dazu gehört die Untersuchung von Entzündungswerten, Leberwerten und Eiweißgehalt im Blut.

Ein Lymphödem wird in 4 Schweregrade eingeteilt:

  • Stadium 0 (Latenzstadium): keine Schwellung zu erkennen; gestörter Lymphabfluss nur mit speziellen Untersuchungsmethoden nachzuweisen (Funktions-Szintigrafie)
  • Stadium 1 (reversible Schwellung): weiche Schwellung, die eingedrückt werden kann, wodurch eine Delle entsteht, die nach einiger Zeit wieder verschwindet; keine Gewebeveränderungen
  • Stadium 2 (irreversible Schwellung): Die Schwellung lässt sich kaum eindrücken und auch durch Hochlagern geht die Schwellung nicht zurück; um das betroffene Gebiet bildet sich überschüssiges Bindegewebe (fibrotischer Umbau)
  • Stadium 3 (Elephantiasis): Form und Größe des betroffenen Körperteils sind stark verändert, die Haut verhärtet sich und fühlt sich derb an; das Risiko für Entzündungen und tiefe, schlecht heilenden Wunden ist sehr groß.
Angeborene Lymphödeme beginnen meist in der Peripherie des Körpers mit typischen sogenannten „Kastenzehen“ und rauer Hautoberfläche.

Erworbene Lymphödeme beginnen meist am Körperstamm und breiten sich nach außen und auf die Arme und Beine aus. Noch bis zu zwei Jahre nach einem operativen Eingriff können Lymphödeme entstehen.

Behandlung zu Lymphödem

Als wirksamste Therapie von Lymphödemen hat sich die Lymphdrainage erwiesen. Ein Therapeut streicht dabei die Flüssigkeit mit leichtem Druck aus dem Gewebe. Kompressionsbandagen und Kompressionsstrümpfe sowie gymnastische Übungen unterstützen die langsame Entstauung und verbessern auf Dauer den Lymphabfluss. Hautveränderungen und Schwellungen bilden sich zurück und betroffene Körperteile werden wieder beweglicher. Je nach Stadium muss die Behandlung täglich über vier bis sechs Wochen durchgeführt werden. In Stadium II und III ist oftmals eine lebenslange Therapie notwendig.
Eine Entstauungs-Behandlung darf bei Betroffenen mit Bluthochdruck in Kombination mit einer Koronaren Herzkrankheit oder Diabetes mellitus nicht durchgeführt werden! Zusätzliche Bewegungstherapie aktiviert die Muskeln, sodass sie mehr Druck auf umliegende Gefäße und Lymphbahnen ausüben können, damit der Lymphtransport effektiver wird.
Entwässernde Medikamente (Diuretika) sollten mit Vorsicht eingesetzt werden – besonders bei eiweißreichen Ödemen sind sie eher kontraproduktiv, da durch das Entziehen von Wasser die Eiweißkonzentration im Gewebszwischenraum erhöht wird, was wiederum zu neuen Ödem führen kann.

Prognose

Die Prognose hängt vom Stadium des Ödems, der Ursache und einer frühzeitigen Therapie ab. Ohne Behandlung breitet sich ein Lymphödem in der Regel immer weiter aus. Eine bereits verdickte und verhärtete Haut lässt sich meist nicht mehr rückgängig machen. In sehr seltenen Fällen kann sich im Zusammenhang mit dem Lymphödem ein bösartiger Tumor entwickeln, ein Lymphangiosarkom.

Selbsthilfe zu Lymphödem

Es gibt bestimmte Maßnahmen, die verhindern, dass sich ein ausgeprägtes Lymphödem entwickelt:
  • Vermeiden von einschnürender Kleidung wie enge Unterwäsche oder schmale BH-Träger
  • Uhrarmbänder dürfen nicht zu eng sein
  • Hitze und starke Sonneneinwirkung sowie extreme Kälteeinwirkung vermeiden
  • Schutz vor unnötigen Verletzungen in Haushalt und Garten
  • ausreichende Bewegung, jedoch ohne Überlastung
  • Gewichtsreduktion, falls Übergewicht vorliegt
  • intensive Hautpflege

Ärzte und Pflegepersonal sollten immer auf ein Lymphödem hingewiesen werden, falls man es nicht sofort erkennen kann:
  • Blutdruckmessung nur am gesunden Arm
  • Spritzen geben und Blutabnehmen nur am gesunden Arm.

Links zu Lymphödem

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