Leukämie (Blutkrebs)

Wissen zu Leukämie - akut

Leukämien sind Krebserkrankungen des Knochenmarks, bei denen es zu einer massiven Vermehrung der Vorläuferzellen von weißen Blutkörperchen kommt, die für unser Abwehrsystem entscheidend sind. Dabei kommt es nicht nur zu einem Fehlen an intakten weißen Blutkörperchen (Leukozyten), sondern auch zu einer Verdrängung der übrigen Blutbildung im Knochenmark und somit zu einer unzureichenden Produktion von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten).
Es werden chronische Leukämien von akuten Leukämien unterschieden. Chronische Leukämien entwickeln sich langsam und haben bis zum Übergang in ein aggressives Stadium einen langen Verlauf mit geringer Beeinträchtigung. Akute Leukämien beginnen plötzlich und führen zu einem schweren, kurzfristig lebensbedrohlichen Krankheitsbild.

Bei den akuten Leukämien gibt es zwei Formen:

  • Akute myeloische Leukämie (AML): Sie tritt mit einer Häufung um das 60. Lebensjahr bei Männern und Frauen gleichermaßen auf. Es gibt zweieinhalb bis drei Erkrankungsfälle pro 100.000 Einwohner im Jahr. Selten kommt es zu einer familiären Häufung. Einige angeborene Fehlbildungen, insbesondere das Down-Syndrom erhöhen das Risiko, eine AML zu entwickeln. Als Auslöser gesichert sind ionisierende Strahlen, Benzol sowie Chemotherapeutika, alkylierende Substanzen, Podophyllotoxine (zur äußerlichen Anwendung bei Feigwarzen) und Anthrazykline. Die Erkrankung besteht in einer massiven Vermehrung von Vorläuferzellen (Blasten) der Leukozyten.
  • Akute lymphatische Leukämie (ALL): Diese Form ist die häufigste Leukämie des Kindesalters und stellt nur etwa 20 % der akuten Leukämien des Erwachsenenalters mit einer Häufigkeitszunahme jenseits des vierten Lebensjahrzehnts dar. Als Auslöser gelten erneut die bei der AML aufgeführten Substanzen.
Das Down-Syndrom ist mit einem 20-fach erhöhten Erkrankungsrisiko verknüpft. Zudem gibt es ein erhöhtes Risiko bei weiteren genetischen Erkrankungen (Klinefeltersyndrom, Fanconi-Anämie, Bloom-Syndrom, Ataxia teleangiectatica, Neurofibromatose und Shwachman-Syndrom). Die Erkrankung besteht in einer massiven Vermehrung von Vorläuferzellen der Lymphozyten.

Diagnose zu Leukämie - akut

Zunächst erfolgt eine eingehende körperliche Untersuchung mit Inspektion der kompletten unbekleideten Haut. Parallel dazu wird umgehend eine Blutuntersuchung – ein großes Blutbild – durchgeführt. Aus diesem lässt sich bei massiv erhöhten Werten für Leukozyten und erniedrigten Werten für Erythrozyten in aller Regel schon der dringende Verdacht auf das Vorliegen einer Leukämie ableiten. Erhärtet sich der Hinweis auf Leukämie, hat umgehend die stationäre Einweisung in eine Hämato-Onkologische Klinik zu erfolgen.
Dort wird als entscheidende Diagnostik eine Knochenmarkpunktion – in der Regel aus dem Beckenkamm – vorgenommen und aus dem gewonnenen Material die Diagnose gestellt. Dies erfolgt meist schon durch die mikroskopische Betrachtung eines Ausstrichs von Knochenmarkblut. Die weitere Einteilung der Subtypen beider Erkrankungen bedarf dann der Hinzunahme von immunologischen Methoden zum Nachweis von Oberflächenmarkern der Zellen. Vor Einleitung einer Therapie wird insbesondere nach weiteren organischen Erkrankungen gefahndet. Dies ist notwendig, um beispielsweise eine Herzerkrankung bei der Dosierung der Chemotherapeutika zu berücksichtigen.

Als Maßnahmen kommen hier in Frage:

  • umfangreiche Blutuntersuchungen inklusive Nachweis oder Ausschluss von stattgehabten Virusinfektionen wie Cytomegalie oder Eppstein-Barr-Virus
  • Ultraschalluntersuchung des Bauchraums
  • EKG
  • Herzultraschall
  • Röntgen-Thorax (Brust), meist nach Anlegen des für die Therapie notwendigen zentralen Venenkatheters (in eine große Halsvene) auch zur Lagekontrolle
  • Lungenfunktionsprüfung

Symptome

Bei einer akuten Leukämie kommt es meist innerhalb weniger Tage bis Wochen zu einer erheblichen Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit:
  • Schwäche
  • Müdigkeit
  • Fieber
  • Gewichtsverlust und
  • Blutungsneigung
Oft führt die Beobachtung von blauen Flecken, die ohne erinnerliches Anstoßen und/oder in großer Anzahl und an ungewöhnlichen Stellen entstehen, zum Arzt. Gelegentlich wird die Diagnose nach einem Zahnarztbesuch gestellt, insbesondere wenn wegen einer Zahnfleischwucherung (typisch für die AML Typ M5) eine unstillbare Blutung auftritt.

Behandlung zu Leukämie - akut

Unmittelbar nach der Dignose einer akuten Leukämie wird eine aggressive Chemotherapie eingeleitet, wobei es sich fast ausnahmslos um eine Kombination mehrerer Substanzen handelt, die über einen zentralen Venenkatheter für mehrere Tage bis Wochen verabreicht werden. Bei einem zentralen Venenkatheter handelt es sich um einen an einer herznahen großen Vene eingebrachten Kunststoffschlauch. Hinzu kommen Infusionen zum Ausgleich von Mineralstoffmangel, Medikamente gegen Übelkeit sowie die vorbeugende oder auch bereits als Behandlung notwendige Gabe von Medikamenten gegen Bakterien und Pilze.

Der Körper ist sowohl aufgrund der Erkrankung als auch der Chemotherapie erheblich anfällig für Infektionen durch jegliche Erreger. Bei der AML wird mit einer siebentägigen Induktionschemotherapie begonnen, die ab dem 21. Tag wiederholt wird und zu einem Verschwinden der Tumorzellen führt. Dieser Erfolg muß durch mindestens zwei Kurse einer sogenannten Konsolidierungstherapie oder einer mindestens einjährigen Erhaltungstherapie gesichert werden. Bei einem Wiederauftreten der Leukämie kann nach hochdosierter, die Blutbildung komplett zerstörender Chemotherapie eine autologe Stammzelltransplantation erfolgen. Zuvor werden hierfür von dem Betroffenen aus dem Blut gewonnene Blutstammzellen in die Blutbahn gegeben, von wo aus diese sich im Knochenmark ansiedeln und die Bildung gesunder Blutzellen beginnen.

Die Behandlung der ALL wird ebenfalls mit einer Induktionstherapie begonnen, die nach dem ersten Kurs bereits bei etwa 80 % der Patienten Krankheitsfreiheit erzeugt. Ein zweiter Induktionskurs kann diesen Prozentsatz noch leicht erhöhen. Wegen des bis zu 50-prozentigen Risikos eines Rückfalls im Zentralnervensystem wird die Therapie mit einer vorbeugenden Chemotherapie in die Rückenmarksflüssigkeit sowie einer Schädelbestrahlung kombiniert. An die Induktionstherapie schließen sich aufgrund der sonst in 90 % der Fälle auftretender Rezidive zwei Konsolidierungskurse und zwei Reinduktionskurse an. Darauf folgt eine eineinhalbjährige Erhaltungstherapie.

Prognose

  • Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) ist in altersunabhängigen Studien die Krankheit bei bis zu zwei Dritteln der Patienten nicht mehr nachweisbar und zu knapp einem Drittel nach fünf Jahren noch ohne Wiederauftreten.
  • Bei der akuten lymphatischen Leukämie ALL sind mit Chemotherapie 64-85 % aller Fälle nicht mehr nachweisbar, ein Wiederauftreten der Krankheit zwischen 18 % und 40 %. Ohne Chemotherapie liegt die mittlere Überlebenszeit bei vier Monaten!

Selbsthilfe zu Leukämie - akut

Einer Leukämie kann man nicht gezielt vorbeugen. Einzig die Vermeidung des Kontakts   soweit möglich   mit ionisierenden Strahlen und Benzol ist zu empfehlen. Die weiteren bekannten Risikofaktoren wie denen von Chemotherapien sind in der Regel bei dann meist notwendiger Therapie einer Krebserkrankung leider nicht zu vermeiden.

Links zu Leukämie - akut

Deutsche Krebshilfe e. V.
Thomas-Mannstr. 40
Postfach 1467
53111 Bonn
http://www.krebshilfe.de
E-Mail: deutsche@krebshilfe.de

Deutsche Krebsgesellschaft
Hanauer Landstr. 194
D-60314 Frankfurt
Tel: 069 - 630 096-0
Fax: 069 - 630 096-66
E-Mail: service@deutsche-krebsgesellschaft.de
http://www.deutsche-krebsgesellschaft.de
Sprechzeiten der Beratungsstelle der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.:
Mo, Mi, Fr von 10-12 Uhr
Di und Do von 14 bis 16 Uhr

AKIK-Bundesverband
Aktionskomitee „Kind im Krankenhaus
Bundesverband e.V., Geschäftsstelle
Kirchstr. 34
61440 Oberursel
Tel/Fax: 06172 - 303 600
http:// www.akik-bundesverband.de
E-Mail: info@akik-bundesverband.de

Verschiedene Selbsthilfe-Gruppen in der Bundesrepublik, die in den örtlichenTelefonbüchern zu finden sind:
Leukämie-Hilfe Berlin
Informations- und Kontaktstelle
Gerd Meyer
Westerwaldstr 1
13589 Berlin
http://www.leukaemiehilfe-berlin.de
E-Mail: leukaemie-hilfe-berlin@t-online.de

Kindernetzwerk e. V.
Für kranke und behinderte Kinder und Jugendliche in der Gesellschaft
Hanauer Str. 15
63739 Aschaffenburg
Tel: 06021 - 120 30
http://www.kindernetzwerk.de

Deutsches Kinderkrebsregister
Prof. Jörg Michaelis / Dr. Peter Kaatsch
Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation (IMSD),
Obere Zahlbacher Strasse 69, 55131 Mainz
Tel: 06131 - 173 252 , -3111
Postanschrift:
Deutsches Kinderkrebsregister am IMSD, 55101 Mainz
Fax: 06131 - 17 -2968
E-Mail: kinderkrebsregister@imsd.uni-mainz.de
http://info.imsd.uni-mainz.de/K_Krebsregister

http://www.krebsinformation.de
Informationen über die Krankheit Leukämie, persönliche Erfahrungsberichte, Kontakte und Diskussionsforen mit anderen Betroffenen oder Interessierten im Rahmen von “Webringen” zur Leukämie, Selbsthilfe-Gruppen, weitere Links zum Thema.

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