Laktose-Intoleranz (Milchzuckerunverträglickeit)

Wissen zu Laktose-Intoleranz (Milchzuckerunverträglickeit)

Milch macht müde Männer munter – mit diesem Slogan warb in den 1950er Jahren die deutsche Milchwirtschaft für ein positives Image der Milch. Milch bringt allerdings auch viele Menschen ungewollt auf Trab. Dann nämlich, wenn sie unter einer Laktose-Intoleranz leiden und mit Schmerzen, Blähungen und Durchfall auf den Verzehr reagieren.
Bei Laktose-Intoleranz kann der mit der Nahrung aufgenommene Milchzucker nicht verdaut werden, weil der Körper das dafür notwendige Verdauungsenzym Laktase nicht oder in zu geringer Menge produziert. Der Milchzucker kann ohne Laktase im Dünndarm nicht aufgespalten und aufgenommen werden und wandert weiter in den Dickdarm. Dort wird er von Darmbakterien vergoren und es entstehen verschiedene Gase, die zu den typischen Blähungen führen, sowie Milchsäure, die Durchfall auslösen kann. Laktose-Intoleranz ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit und nicht zu verwechseln mit einer Allergie gegen Kuhmilch. Statistisch gesehen ist die Milchzuckerunverträglichkeit bei Erwachsenen der Normalfall. Auf die erwachsene Weltbevölkerung hochgerechnet leiden etwa 75 % unter Laktose-Intoleranz. In Deutschland sind es nur etwa 15 %.
Alle Säugetiere – also auch der Mensch – können während ihrer Stillzeit das Enzym Laktase bilden. Laktase hat die Aufgabe, den in der Muttermilch enthaltenen Zucker (Laktose) so aufzuspalten, dass er verdaut werden kann. Nach dem Abstillen beziehungsweise nach der Entwöhnung sinkt die Produktion der Laktase ab, da Milch dann nicht mehr auf dem natürlichen Speiseplan steht.
Als die Menschheit vor etwa 7000 Jahren damit begann, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, wurde Milch ein wertvolles verfügbares Nahrungsmittel – für die Menschen, die sie vertragen konnten. Genau genommen waren diese Menschen Mutanten, dank einer Genveränderung konnte ihr Körper auch im Erwachsenenalter ausreichend Laktase produzieren. Die Menschen, die Milch verdauen konnten, waren also eindeutig im Vorteil. Sie hatten ein größeres Nahrungsangebot zur Verfügung und daher bessere Überlebens- und Fortpflanzungschancen. Aus diesem Grund vertragen in Ländern, in denen traditionell Milchwirtschaft betrieben wurde, viel mehr Menschen den Milchzucker als zum Beispiel im asiatischen Raum.

Diagnose zu Laktose-Intoleranz (Milchzuckerunverträglickeit)

Zum Nachweis einer Laktose-Intoleranz sind verschiedene Methoden möglich:
  • Beim Wasserstoff-Atemtest wird Laktose oral verabreicht. Wenn wegen des Laktase-Mangels der Milchzucker im Darm nicht aufgespalten werden kann, sondern durch Bakterien vergoren wird, entsteht Wasserstoff. Dieser Wasserstoff wird über die Atemluft abgegeben und kann dort nachgewiesen werden.
  • Ein Blutzuckertest kann ebenfalls Aufschluss geben. Dabei wird der Glukose-Gehalt im Blut vor und nach der Verabreichung von Milchzucker gemessen. Steigt der Glukose-Gehalt nicht an, wurde der Milchzucker nicht aufgespalten. Es liegt dann eine Unverträglichkeit vor.
  • Ein Gentest ist ebenfalls möglich, dabei genügt für die Untersuchung ein Abstrich der Wangenschleimhaut.

Symptome

Schon kurze Zeit nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten treten in der Regel folgende Symptome auf:

Es können auch folgende unspezifische Symptome auftreten:
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Akne
  • Schweißausbrüche
  • depressive Verstimmungen
  • Schlafstörungen

Behandlung zu Laktose-Intoleranz (Milchzuckerunverträglickeit)

Laktose-Intoleranz ist bislang nicht heilbar. Die beste Behandlung ist eine Umstellung der Ernährung unter Verzicht auf Milch und Milchprodukte, um beschwerdefrei zu bleiben. Es gibt die Möglichkeit, Laktase in Form von Tabletten zu sich zu nehmen. Allerdings ist die Dosierung schwierig einzuschätzen und die Wirkung umstritten.

Prognose

Bei laktosefreier Ernährung sind Sie schnell beschwerdefrei. Werden Milchprodukte nicht gemieden und kommt es zu lang anhaltenden Durchfällen, kann die Darmschleimhaut gereizt werden und langfristig der Dünndarm geschädigt werden.

Selbsthilfe zu Laktose-Intoleranz (Milchzuckerunverträglickeit)

Zur Eigendiagnose ist ein Test möglich, den Sie problemlos zu Hause selbst durchführen können: Verzichten Sie einige Tage lang vollständig auf Milchprodukte und trinken Sie dann ein Glas Milch. Wenn Sie mit den typischen Symptomen reagieren, liegt der Verdacht auf eine Laktose-Intoleranz nahe. Eine Diagnose beim Arzt kann diesen Verdacht dann erhärten.
Wenn Sie unter Laktose-Intoleranz leiden, sollten Sie die Menge von Milchprodukten in Ihrem Speiseplan reduzieren oder nach Möglichkeit komplett auf sie verzichten. Achten Sie bei Fertiggerichten auf die Angabe der Zutaten. Auch Wurst, Brot und Backwaren sowie Schokolade können Laktose enthalten. Fettarme Milch hat keinen geringeren Laktosegehalt als Vollmilch. Es gibt allerdings laktosereduzierte Milchprodukte. Sojamilch ist laktosefrei.
In der Regel zeigen Menschen mit Laktoseintoleranz keine Reaktionen auf kleinere Mengen Milchprodukte. So werden in der Regel bis zu 12 g Laktose (etwa 1 Tasse Milch) als einmalige Dosis vertragen, beziehungsweise bis zu 24 g Laktose (etwa 2 Tassen Milch) auf den Tag verteilt. Auch wenn Milchprodukte zusammen mit anderen Nahrungsmitteln verzehrt werden, können Reaktionen gemildert werden. Die Zufuhr von Laktase über Tabletten beim Verzehr von Milchprodukten ist in ihrer Wirkung umstritten. Um einem Kalziummangel wegen des Verzichts auf Milch entgegenzuwirken, können Kalziumpräparate eingenommen werden. Sinnvoll ist es auch, regelmäßig kalziumreiche Lebensmittel wie zum Beispiel Nüsse, Möhren, Vollkornbrot, Spinat, Hülsenfrüchte, Haferflocken oder Tomaten auf den Tisch zu bringen.

Daten/Fakten zu Laktose-Intoleranz (Milchzuckerunverträglickeit)

Etwa 75 % der erwachsenen Weltbevölkerung leidet unter einer Laktose-Intoleranz, allerdings ist sie geographisch sehr unterschiedlich verteilt. In Asien und Afrika sind mindestens 90 % der Erwachsenen betroffen, in Westeuropa, Nordamerika und Australien 5-15 % der hellhäutigen Bevölkerung. In Deutschland leiden 15-25 % der gesamten Bevölkerung unter einer Laktose-Intoleranz.

Links zu Laktose-Intoleranz (Milchzuckerunverträglickeit)

Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz-Info Gesundheit e. V.
Heilsbachstr. 32
53123 Bonn
Tel. 0228 – 937 99 50
E-µail: info@bgv-info-gesundheit.de
http://www.bgv-laktose.de

DEBInet (Deutsches Ernährungsberatungs- und Informationsnetz)
http://www.ernaehrung.de/tipps/laktoseintoleranz

NMI-Portal
Die Nahrungsmittel-Intoleranz Community
http://www.nahrungsmittel-intoleranz.com

Quellenangabe für Zitate

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