Knochenbrüche

Wissen zu Knochenbrüche

Bei einer Fraktur (Knochenbruch) bricht der Knochen in zwei oder mehrere Fragmente und kann dabei auch verschoben werden.

Ursachen

Eine Fraktur kann verschiedenste Ursachen haben. Zum einen können äußere Gewalteinwirkung beziehungsweise erhöhte Belastung zum Bruch führen. Schläge, Stürze, Hebelwirkungen oder auch Mikrotraumata können zu diesen Ursachen gezählt werden. Zum anderen ereignen sich Knochenbrüche auch ohne Gewalteinwirkung unter normaler Belastung. Dies sind pathologische Frakturen beziehungsweise Spontanbrüche. Hier liegen anderweitige Erkrankungen wie Osteoporose, Knochentumore, Metastasen oder Osteomalazie (Knochenerweichung) als Hauptursache für ein erhöhtes Bruchrisiko vor.

Diagnose zu Knochenbrüche

Ob eine Fraktur vorliegt, kann anhand bestimmter Frakturzeichen erkannt werden. Ein Schmerz, eine Schwellung, Rötung oder Wärme im betroffenen Bereich sowie eingeschränkte Beweglichkeit oder Bluterguss können bereits Anzeichen sein. Diese Symptome zählen jedoch zur Gruppe der unsicheren Frakturzeichen.

Eindeutige Anzeichen für einen Knochenbruch sind dagegen:
  • Verschiebung der Knochenteile
  • abnorme Beweglichkeit
  • Knirschen der Bruchstelle
  • Frakturspalt im Röntgenbild
Die verschiedenen Erscheinungsbilder von Knochenbrüchen werden anhand des örtlichen Auftretens und der Knochenfragmentzahl unterschieden, in die der Knochen gebrochen ist. Auch ist festzustellen, ob es sich um eine vollständige beziehungsweise offene oder geschlossene Fraktur handelt. Eine systematische Klassifikation von Frakturen erfolgt nach der AO-Klassifikation, die Knochenbrüche entsprechend der betroffenen Körperregion, der genauen Lokalisation sowie der Kompliziertheit differenziert.   
Mit einer Röntgenaufnahme lassen sich die meisten Knochenbrüche abbilden. Es kann damit nicht nur die Stellung der Knochen festgestellt werden, sondern auch, in wie viele Fragmente der Knochen zerbrochen ist und ob Gelenke in Mitleidenschaft gezogen wurden. Lediglich unverschobene Brüche können in manchen Fällen nicht auf dem Röntgenbild erkannt werden. Es wird hier von einer okkulten Fraktur gesprochen. Besonders komplizierte Knochenbrüche werden ergänzend mittels Computertomografie untersucht. Liegt der Verdacht auf Verletzungen von Weichteilen nahe, kann die Magnetresonanztomografie Aufschluss geben.

Behandlung zu Knochenbrüche

Bei der Erstversorgung geschlossener Brüche gilt es, eine auftretende Schwellung mit kalten Umschlägen zu lindern, womit zugleich das Einbluten in das umliegende Gewebe und Schmerzen verhindert werden. Bei offenen Frakturen sind die blutende Wunde und der hervorstehende Knochen durch eine sterile Wundablage abzudecken.
Grundsätzlich muss die betroffene Körperstelle schonend behandelt und ruhig gelagert werden. Gegebenfalls sind dazu Decken oder Tücher vorhanden, um die Bruchstelle mit einem Polstermantel zu schützen oder einem als provisorische Schiene verwendbaren Gegenstand in der vorgefundenen Lage zu stabilisieren. Niemals sollten Ersthelfer versuchen einen Bruch wieder einzurenken. Es sollte darüber hinaus der Betroffene vor Unterkühlung oder Überhitzung geschützt und nie allein gelassen werden, weil im Besonderen bei Mehrfachbrüchen oder einem Bruch eines großes Knochens eine erhöhte Schockgefahr besteht.

Die ärztliche Behandlung erfolgt nach drei Prinzipien:
Ist es zu einer Verschiebung der Knochenfragmente gekommen, erfolgt eine Einrichtung (Reposition). In jedem Fall wird die betroffene Körperstelle ruhiggestellt. Außerdem wird so früh wie möglich mit einer Rehabilitation begonnen. Handelt es sich um einen unverschobenen Bruch oder besteht keine Gefahr einer späteren Verschiebung der Fragmente, wird nicht operiert und der Knochenbruch mit einem Gipsverband oder einem Kunststoffverband ruhig gestellt. Bei frischen Frakturen werden Gipsverbände nie ganz geschlossen. Hierdurch wird die Gefahr von Durchblutungsstörungen aufgrund sich anfänglich noch weiter ausdehnenden Schwellungen verhindert.

Ein Knochenbruch muss durch eine Operation behandelt werden, wenn:
  • die Gefahr einer erneuten Verschiebung der Knochenfragmente (auch nach der Einrichtung) besteht,
  • der Bruch nur langsam heilt oder
  • es sich um einen offenen Bruch handelt.
Hierbei werden Schrauben, Platten, Marknägel, Drähte oder Spezialimplantate der Knochengröße entsprechend eingesetzt, um den Knochen wieder in seine normale Stellung und Zusammensetzung zu bringen. Mittels operativer Behandlung kann die primäre Knochenheilung ansetzen. So wird das Heilen bezeichnet, wenn die Knochenenden dicht verbunden sind und ein gegeneinander Verschieben nicht möglich ist. Dann können die Bruchstellen durch Bildung von neuer Knochensubstanz direkt zusammenwachsen.
Die sekundäre Knochenheilung dagegen tritt ein, wenn die Knochenfragmente nicht so gut adaptiert und ihrer natürlichen Stellung entsprechend zusammengefügt wurden. Sie unterscheidet sich durch Herausbildung eines Kallus, was eine verknöcherte Manschette aus Bindegewebe und Faserknopeln zwischen den Bruchenden bezeichnet. Diese wird nach und nach durch Knochensubstanz ersetzt, ist jedoch im Vergleich zu natürlicher Knochensubstanz weniger stabil. In einigen Fällen kann es hierbei zur Bildung eines Falschgelenks (Pseudarthrose) kommen. Dies erfolgt, wenn die Bruchenden durch den Kallus nicht genug ruhiggestellt waren und nicht richtig zusammenwachsen konnten. Nur wenn daraus Beschwerden entstehen, ist eine Operation sinnvoll.

Prognose

Die meisten Knochenbrüche heilen komplikationsfrei. Selten verrutscht ein Bruch im Gips oder kommt es zu Hautirritationen, Nervenschäden oder zur Infektion eines Knochens. Manchmal kann es an Druckstellen vom Gipsverband zu Durchblutungsstörungen kommen. Der damit verbundenen Thrombosegefahr, die beispielsweise beim Bruch des Beines besonders hoch ist, wird heute standardmäßig durch entsprechende Thrombosevorsorge begegnet.

Daten/Fakten zu Knochenbrüche

206 Knochen bilden das menschliche Skelett. Jeder von ihnen enthält Blutgefäße und wird von einer empfindlichen Knochenhaut ummantelt, die von Nervenfasern durchzogen ist. Die Knochensubstanz setzt sich aus einem mineralischen und einem elastischen Anteil sowie einem Bindegewebeanteil zusammen. Mit dem Älterwerden des Menschen vollzieht sich zugleich eine Änderung der jeweiligen Anteile der Knochensubstanz.
So sind Kinderknochen weitaus elastischer als die Knochen eines Erwachsenen, bei denen inzwischen alle Anteile in etwa demselbem Maß ausgeprägt sind. Die Knochen älterer Menschen wiederum weisen ein geringeres Maß an elastischem und bindegewebigem Anteil auf. Dies führt zu einer spröden, leicht splitternden Knochensubstanz. Altersbedingte Veränderungen des Hormonhaushalts führen zudem zu verstärkter Entkalkung der Knochen und damit ihres mineralischen Anteils. Im Vergleich zu einem 20-Jährigen ist daher das Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden, bei einem 70-Jährigen etwa dreimal höher.

Quellenangabe für Zitate

Inhalte dieser Webseite dürfen für kommerzielle und nichtkommerzielle Zwecke ohne Rückfragen auszugsweise zitiert werden. Bedingung dafür ist die Einrichtung des folgenden Links als Quelle des Zitates: https://www.qimeda.de/lexikon/krankheiten/knochenbrueche

Das Informationsangebot von Qimeda dient ausschließlich Ihrer Information und ersetzt in keinem Fall die persönliche Beratung oder Behandlung durch einen ausgebildeten Arzt. Die Inhalte von Qimeda dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen oder Eigenmedikationen verwendet werden.