Kniescheibenverrenkung (Patella-Luxation)

Wissen zu Kniescheibenverrenkung (Patella-Luxation)

Das Kniegelenk ist ein recht komplexes Gelenk. Es setzt sich zusammen aus den Enden des Ober- und Unterschenkelknochens, dem Schienbeinkopf, der Kniescheibe (Patella) und den beiden Menisken. Letztere sind halbmondförmige Knorpelscheiben zwischen Ober- und Unterschenkelknochen, welche das Knie stabilisieren und Stöße oder Druck abfedern. Der Stabilisierung nach hinten und vorn dienen die beiden Kreuzbänder. Das innere und äußere Seitenband wiederum sichert das Knie in der Streckbewegung. Diese Seitenbänder geben den seitlichen Halt und verhindern das Einknicken in O- oder X-Beinstellungen. Über die Kniesehne samt Patella wird schließlich der Zug vom Oberschenkelmuskel auf den Unterschenkel übertragen.
Bei einer Kniescheibenverrenkung rutscht die Kniescheibe aus ihrer natürlich gegebenen Gleitbahn heraus. Dies erfolgt meist zur Außenseite. Nicht selten kommt es dabei zu Begleitverletzungen am Band- und Knochenapparat. Erstmalig tritt eine Kniescheibenverrenkung in der Regel vor dem 20. Lebensjahr auf.

Ursachen

Bei einer erstmaligen Kniescheibenverrenkung, die durch einen Unfall verursacht wurde, reißt auch der die Kniescheibe veankernde Band- und Halteapparat. Wiederkehrende Kniescheibenverrenkungen treten meist auf, wenn die gerissenen Bänder nach der ersten Kniescheibenverrenkung nicht wieder zusammengewachsen sind. Für eine Kniescheibenverrenkung müssen mehrere Risikofaktoren vorliegen.

Als Risikofaktoren zählen:
  • ein lockerer Bandapparat
  • eine hochstehende Kniescheibe (Patella alta)
  • eine X-Beinstellung
  • eine fehlerhaft angelegte Kniescheibe (Patelladysplasie)
  • eine zu weit außen ansetzende Patellasehne
  • ein Ungleichgewicht zwischen innerem und äußerem vorderen Oberschenkel. 
Im Zuge einer Patellaluxation kann es begleitend auch zu Verletzungen an der Kniescheibe selbst oder am Oberschenkelknochen kommen. Werden dabei Teile der für die Arbeit des Gelenks so wichtigen Knorpel beschädigt, wird eine stärkere Gelenkabnutzung (Arthrose) provoziert.

Diagnose zu Kniescheibenverrenkung (Patella-Luxation)

Der Apprehension-Test kann helfen, die Kniescheibe wieder zurück in ihre natürliche Gleitbahn zu schieben. Reagiert der Verletzte mit einer spontanen Abwehrreaktion, liegt eine Patellaluxation vor. Für eine genauere Diagnose können zum einen Röntgenaufnahmen Aufschluss geben und die Frage beantworten, ob eventuell weitere knöcherne Schäden verursacht wurden. Zum anderen dient die Magnetresonanztomografie, eventuelle Schäden an den Knorpeln festzustellen.

Symptome

Eine Kniescheibenverrenkung ist bereits auf den ersten Blick erkennbar. Die Kniescheibe befindet sich seitlich ihrer Gleitbahn. Aufgrund der mit der Verrenkung einhergehenden Bänderrisse kommt es zugleich zu einem Hämatom (Bluterguss). Außerdem fühlt der Verletzte einen starken Druckschmerz.

Behandlung zu Kniescheibenverrenkung (Patella-Luxation)

Weil in Folge wiederholter Kniescheibenverrenkungen die Gefahr einer frühzeitigen Kniescheibenarthrose und zunehmender Knorpelschädigung besteht, soll mit nachfolgend beschriebenen Therapien eine dauerhafte Zentrierung der Kniescheibe in ihrer natürlichen Gleitbahn erzielt werden.

  • Dazu wird operativ behandelt, wenn es zum wiederholten Mal zu einer Kniescheibenverrenkung kam oder neben der Verrenkung auch Knorpel oder Bänder verletzt wurden. Ein Knorpelschaden wird dann mittels einer Arthroskopie repariert.
  • Ein geschädigter Band- und Halteapparat muss operativ rekonstruiert werden. Dazu wird aus dem Unterschenkel ein Sehnenstück entnommen, um damit den gerissenen Teil zu ersetzen. Begleitend kann dabei auch ein sogenannter „lateral release“ erfolgen, bei dem Teile des seitlichen Außenbandapparats durchtrennt werden. Damit soll die Gefahr einer erneuten Kniescheibenverrenkung reduziert werden.
  • Kam es bei der Patellaluxation zu einer Schädigung des Knochens, wird der Ansatz der Kniescheibensehne am Schienbein etwas weiter nach innen versetzt und damit die Gefahr eines erneuten Herausrutschens der Kniescheibe aus seiner natürlichen Gleitrinne verringert.
  • In seltenen Fällen wie bei extrem fehlerhafter Ausprägung der Gleitrinne wird diese selbst verbessert. Grundsätzlich ist mit Eingriffen solcher Art bis nach dem Abschluss des Wachstums zu warten.
Je nach Operationsmethode muss sich eine differenzierte Nachbehandlung anschließen. Zunächst wird jedoch nach jeder Operation für etwa sechs Wochen das Bein durch Nutzung von Unterschenkelstützen entlastet und durch Tragen einer Schiene geschützt. Begleitend dazu wird eine krankengymnastische Behandlung zur Förderung der inneren vorderen Oberschenkelmuskulatur erfolgen.
Konservativ wird eine Kniescheibenverrenkung therapiert, wenn es zu keinerlei Knorpelschäden oder Verletzungen der Bänder kam. Das bedeutet sechs Wochen Ruhigstellung für das verletzte Bein. Dazu wird eine Schiene oder Bandage getragen und begleitend eine krankengymnastische Behandlung durchgeführt. Letztere soll ein Zurückbilden der Muskulatur und Versteifung des Gelenks durch die mangelnde Bewegung verhindern.

Prognose

Zur Vermeidung erneuter Kniescheibenverrenkungen und daraus resultierender Dauerschäden am Knorpel oder Bandapparat, hat eine Nachbehandlung große Bedeutung. Vermeiden lässt sich dieses Risiko nach einer ersten Kniescheibenverrenkung jedoch nicht.

Links zu Kniescheibenverrenkung (Patella-Luxation)

Westdeutsches Knie- und Schulterzentrum in der KLINIK am RING
Dr. med. Stefan Preis
Dr. med. Jörg Schroeder
Hohenstaufenring 28
50674 Köln
www.klinik-am-ring.de (Therapie von Patellaluxationen)

Quellenangabe für Zitate

Inhalte dieser Webseite dürfen für kommerzielle und nichtkommerzielle Zwecke ohne Rückfragen auszugsweise zitiert werden. Bedingung dafür ist die Einrichtung des folgenden Links als Quelle des Zitates: https://www.qimeda.de/lexikon/krankheiten/kniescheibenverrenkung

Das Informationsangebot von Qimeda dient ausschließlich Ihrer Information und ersetzt in keinem Fall die persönliche Beratung oder Behandlung durch einen ausgebildeten Arzt. Die Inhalte von Qimeda dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen oder Eigenmedikationen verwendet werden.