Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom)

Wissen zu Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom)

Das Iliosakralgelenk ist ein von straffen Bändern fest in Form gehaltenes Gelenk, welches das Kreuzbein der Wirbelsäule mit dem Darmbein des Beckens verbindet.
Diese Verbindung wird zwar als Gelenk bezeichnet, ist aber im Vergleich zu anderen Gelenken wie dem Knie- oder Schultergelenk nur minimal beweglich. Aktive Bewegungen können hiermit nicht durchgeführt werden. 
Während eine altersbedingte Abnutzung dieses Gelenks meist kaum zu Schmerzen führt, ist ein Iliosakralgelenk-Syndrom (oft auch als ISG-Syndrom abgekürzt) häufig Ursache für Rückenschmerzen. Liegt ein solches Syndrom vor, haben sich die Gelenkflächen gegeneinander verschoben. Dafür können verschiedene Ursachen verantwortlich sein.

Ursachen

Eine klassische Ursache für ein Iliosakralgelenk-Syndrom können langanhaltende Fehlhaltungen sein. Liegt beispielsweise eine Arthrose im Knie oder in der Hüfte vor, verändert der Betroffene oftmals seine Gangart. Hüfte und Lendenwirbel passen sich mit der Zeit an diese Fehlhaltungen an, woraus ein Iliosakralgelenk-Syndrom entstehen kann. Eine mögliche andere Ursache sind lockere Bänder, die insbesondere bei überbeweglichen (hypermobilen) Menschen vorkommen. Schwangere können davon auch betroffen sein, weil durch die hormonelle Umstellung ebenfalls ein Lockern der Bänder bedingt wird. Hierdurch kommt es zu einer Überbelastung der Bänder, was vor allem nach längeren Steh- oder Liegephasen schmerzhafte Beschwerden hervorrufen kann. Dagegen verebben Beschwerden dieser Ursache mit zunehmendem Alter, weil sich beteiligte Strukturen versteifen. Es wird von einer sogenannten heilsamen Steife gesprochen. Desweiteren kann ein Iliosakralgelenk-Syndrom durch Morbus Bechterew, einer chronisch entzündlichen Wirbelsäulenerkrankung, hervorgerufen werden. Selten wird das ISG-Syndrom durch einen Unfall wie beispielsweise einen Sturz ausgelöst.

Diagnose zu Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom)

Das Anfangsstadium eines Iliosakralgelenk-Syndroms bleibt nicht selten verkannt, weil die Beschwerden eher uncharakteristisch sind. „Mir tut mal wieder das Kreuz weh.“, könnte der Kommentar eines Betroffenen sein. Erst im weiteren Krankheitsverlauf kommt es zu eindeutigeren Symptomen. Ein tief sitzender Schmerz, vor allem im Gesäßbereich und meist einseitig, tritt auf. Nicht selten strahlt dieser bis in Oberschenkel und Wade aus. Bewegungen wie Bein heben, in einen Schneidersitz gehen oder den Rumpf drehen oder beugen, verstärken den Schmerz noch. Auch längeres Sitzen kann dies zur Konsequenz haben. Zur genauen Diagnose stehen für dieses Krankheitsbild keine der bekannten bildgebenden Verfahren wie Röntgen zur Verfügung. Nur über klinische Tests kann festgestellt werden, ob ein Iliosakralgelenk-Syndrom vorliegt.

Dazu zählen:
  • der Standing-Flexion-Test (Vorlaufphänomen)
  • der Spine-Test (Rücklaufphänomen)
  • der Patrick-Test (Maigne-Test)
  • die Stauchung
Beim Vorlaufphänomen spürt der Behandler mit den Daumen auf dem hinteren Darmbeinstachel nach, ob sich beim Vorbeugen der sitzenden oder stehenden Person eine Seite eher in die Beugung einbezieht. Ist dies der Fall, kann von einer Fehlfunktion ausgegangen werden.

Beim Spine-Test dagegen hebt der Betroffene stehend ein Knie im 90°-Winkel. Die ebenfalls auf dem Darmbeinstachel positionierten Daumen des Arztes können nun spüren, ob sich diese Seite im Beugeprozess absenkt. Ist dies nicht der Fall, kann von einer Blockierung oder einer entzündlichen Veränderungen des Iliosakralgelenks ausgegangen werden.

Der Maigne-Test wird auf dem Rücken liegend ausgeführt. Dazu stellt der Patient ein Bein angewinkelt auf und lässt es nach außen fallen. Liegt eine Veränderung des Gelenks vor, ist diese Bewegung einseitig nur beschränkt möglich. Auf dem Bauch liegend wird wiederum der Stauchungstest durchgeführt. Dabei fixiert der Arzt das Kreuzbein, während er ein Bein nach oben zieht. Tritt hier ein Schmerz auf, kann von einer Reizung des Gelenks ausgegangen werden.

Behandlung zu Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom)

Schmerzmittel lindern das Iliosakralgelenk-Syndrom kaum. Dagegen sind Betroffene beim Manualtherapeuten – auch Chirotherapeut genannt – sehr gut aufgehoben.
Die Manualtherapie hat das Ziel, das Gleichgewicht zwischen Gelenken, Muskeln und neuralem System wieder in Ordnung zu bringen, Blockierungen sollen gelöst und die Beweglichkeit wieder erhöht werden.

Dazu bedient sich die Manuelle Medizin, wie die international anerkannte Bezeichnung lautet, zweierlei Methoden:
  • Bei der Mobilisation, die durch den Therapeuten ausgeführt wird, sollen die betroffenen Bereiche durch vorsichtiges Dehnen wieder beweglicher werden.
  • Bei der Manipulation erfolgen auf die betroffenen Bereich Impulse durch eine kurze Krafteinwirkung. Nicht selten kommt es hierbei zu einem unüberhörbaren Knacken. Insbesondere im akuten Fall kann hiermit erfolgreich behandelt werden.
Die Praxis zeigt, dass eine Manipulation vielmals zu einem schnelleren Behandlungserfolg führt als die Mobilisation. Ist ein Iliosakralgelenk-Syndrom schon länger ausgeprägt, ist eine physiotherapeutische Behandlung geboten.

Prognose

Grundsätzlich lässt sich ein Iliosakralgelenk-Syndrom gut behandeln. Lediglich bei länger andauernden Syndromen tritt des Öfteren eine Therapieresistenz auf. Beschwerden lassen im mittleren Alter meist nach. Ist das Iliosakralgelenk-Syndrom eine Folge von Morbus Bechterew, ist eine Prognose nur schwer möglich, weil der Krankheitsverlauf individuell sehr unterschiedlich ausfallen kann.

Selbsthilfe zu Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom)

Grundsätzlich gilt:

Bleiben Sie in Bewegung. Zur Vermeidung eines Iliosakralgelenk-Syndroms bietet sich darüber hinaus an, im Training einen Schwerpunkt auf Mobilisations- und Dehnungsübungen zu legen. Hierfür ist besonders Pilates eine gute Trainingsform.

Eine kleine Übung daraus kann sogar ganz einfach zu Hause gemacht werden und trägt zur Entspannung des Rückens bei:
Auf dem Rücken liegend werden die Unterschenkel auf einem Hocker abgelegt, so dass die Knie einen 90°-Winkel einnehmen und sich am besten über dem Becken befinden. In dieser Grundposition entspannt sich der untere Rücken. Ergänzend kann das Becken vorsichtig gehoben und gesenkt werden, wobei die Schulterblätter stets Bodenkontakt beibehalten sollten. Grundsatz dabei: das Becken beginnt und das Becken beendet den Bewegungsablauf!

Links zu Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom)

Prof. Jürgen Harms, Karlsbad
veröffentlicht durch:
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53639 Königswinter
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