Hoden (Krampfaderbruch, Varikozele)

Wissen zu Hoden, Krampfaderbruch (Varikozele)

Die Varikozele ist eine krampfaderartige Erweiterung des Plexus pampiniformis. Das ist ein Venengeflecht, das von den Venen des Hodens und des Nebenhodens gebildet wird und einen Teil des Samenstrangs ausmacht. Sie tritt bevorzugt auf der linken Seite auf. Im Kindesalter ist sie selten. Die Häufigkeit steigt jedoch zwischen dem zehnten und dem zwanzigsten Lebensjahr auf 15-20 %.

Es werden drei Schweregrade unterschieden:
  • Grad I: nur unter dem Valsalvamanöver tastbare, aber nicht sichtbare Varikozele
  • Grad II: spontan tastbare, aber nicht sichtbare Varikozele
  • Grad III: spontan tastbare und sichtbare Varikozele

Ursachen

Unbekannte Ursachen werden von symptomatischen Formen getrennt, zum Beispiel Krampfaderbildungen als Folge einer anderen Störung. Grund ist eine unzureichend funktionierende Vena spermatica. Die Folge ist, dass zum Hoden zurückfließendens "verbrauchtes" (sauerstoffarmes) Blut nicht normal weiter Richtung Herzen transportiert wird. Der so entstehende Blutrückstau führt zu einer Erweiterung der Vene und sogar zu einer Umkehr der Blutflussrichtung. Der Grund für diese Störung ist nicht erkennbar, deshalb wird sie idiopatische Form genannt. Es kommt bei der Varikozele zum Abwärtsfließen des Blutes, das eigentlich zur Körpermitte hätte gepumpt werden müssen und somit zu einer immer weitergehenden Aussackung der Venen, vergleichbar der Krampfaderbildung an den Beinen.
Bei der symptomatischen Form kommt es aufgrund eines höher gelegenen Hindernisses eines ungestörten Abflusses nach oben zu einem Rückstau und somit zu einer Venenaufweitung. Dieses Hindernis kann eine Raumforderung (in erster Linie Tumor) im Bereich einer Niere oder des Retroperitoneums (Raum hinter dem Bauchfell) sein.

Diagnose zu Hoden, Krampfaderbruch (Varikozele)

Die Varikozele erscheint im ausgeprägten Fall im oberen Bereich des Hodensacks als bläulich durchschimmerndes Venengeflecht. Die Diagnose kann durch Abtasten beider Hoden und mittels einer dopplersonographischen Untersuchung gestellt werden. Dabei wird der Blutfluss in den Venen des Hodens und Nebenhodens im Liegen, im Stehen und bei einem Valsalva-Manöver dargestellt. Bei Letzterem versucht der Betroffene gegen eine zugehaltene Nase und den verschlossenen Mund für zehn Sekunden fest auszuatmen, was zu einer Druckerhöhung in den Atemwegen und einer Venenerweiterung mit Blutflussstop oder sogar Flussumkehr in den varikösen Venen führt.

Symptome

Die Varikozele macht oft keine Beschwerden und wird nur durch eine Schwellung des betroffenen Hodens bemerkt. Es kann auch zu Spannungsgefühlen und Schmerzen in aufrechter Körperposition kommen, da sich dann die erweiterten Venen vermehrt mit Blut füllen und zu Beschwerden beim Stehen oder Laufen führen.

Behandlung zu Hoden, Krampfaderbruch (Varikozele)

Die bevorzugte Therapie ist Freilegung einer Hodensackvene. Diese wird mit einer Injektionsnadel angestochen und über diese ein Verödungsmittel gespritzt. Diese Methode ist nur mit einer geringen Strahlenbelastung verbunden und hat eine Erfolgsrate von über 90 %. Bei Wiederauftreten der Krampfadern kommt zunächst eine Unterbindung der Venen mittels Bauchspiegelung ("Schlüsselloch-Chirurgie") in Betracht und als letzter Schritt die offenchirurgische Venenentfernung.

Prognose

Eine unbehandelte Varikozele kann durch Druck auf den benachbarten Hoden eine Schrumpfung des Hodens verursachen. Dies führt zu einer hormonellen Funktionsstörung und unzureichender Spermienqualität und Spermienmenge. Da dies die Fruchtbarkeit gefährdet, ist bei allen größeren Varikozelen sowie jenen, die Beschwerden bereiten oder bereits zu nachweisbaren Funktionsstörungen geführt haben, ein Eingriff angezeigt.

Nicht behandelt werden müssen:
  • Varikozelen, die keine Beschwerden verursachen und bei deren Trägern ein normales Spermiogramm vorliegt oder bei denen sich im Spermiogramm keinerlei reife Spermien finden lassen.
  • Varikozele beim Kind, dessen Hodenvolumen normal ist. Hier darf unter Kontrollen alle sechs Monate bis zum ersten Spermiogramm abgewartet werden, da in 70 % der Fälle eine spontane Rückbildung erfolgt.
Durch einen erfolgreichen Eingriff kommt es meist zu einer Normalisierung des zuvor oft leicht erniedrigten Testosteronspiegels (Sexualhormon, das unter anderem die Reifung der Spermien steuert) und zu einer Steigerung der Rate spontan erzeugter Schwangerschaften.

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