Cluster-Kopfschmerzen

Wissen zu Cluster-Kopfschmerzen

Cluster-Kopfschmerzen, auch Bing-Horton-Neuralgie oder Histaminkopfschmerz, gehören zu den schweren, einseitig auftretenden Kopfschmerzen. Sie treten ganz typisch in "clustern" auf (engl. cluster =Gruppe), das heißt, es kommt zu gehäuften Attacken – periodisch bis zu achtmal pro Tag mit extremen Schmerzen. Eine Attacke kann bei einigen Betroffenen durch Alkohol, Histamin, Flackerlicht, sehr helles Licht, bestimmte Gerüche, Hitze und vieles mehr ausgelöst werden. Der Cluster-Kopfschmerz tritt überwiegend im Frühjahr oder Herbst auf. Eine Kopfschmerzepisode mit mehreren Attacken pro Tag kann Wochen oder sogar Monate anhalten.

Es sind zwei Formen zu unterscheiden:

  • episodischer Cluster-Kopfschmerz: Auf eine Beschwerdeepisode, die über eine Woche oder Monate anhält, folgt ein beschwerdefreies Intervall von Monaten oder Jahren.
  • chronischer Cluster-Kopfschmerz: Von einer Chronifizierung spricht man, wenn eine Clusterepisode ohne wesentliche Besserung über ein Jahr lang anhält oder die Pausen nicht länger als drei bis vier Wochen lang sind.

Ursachen

Es sind keine genauen Ursachen bekannt. Es wurde bislang davon ausgegangen, dass entzündete erweiterte Blutgefäße der Grund für einen Cluster-Kopfschmerz seien. Mittlerweile gibt es Vermutungen, dass bei Cluster-Kopfschmerzen der biologische Rhythmus fehlreguliert sein könnte. Dafür spricht auch die Tagesrhythmik des Kopfschmerzes, denn er tritt in den meisten Fällen immer zur gleichen Tageszeit auf – entweder frühmorgens oder in der Nacht. Mittels bildgebender Verfahren konnte die Vermutung weiter erhärtet werden. Möglicherweise ist der Hypothalamus, die Schaltzentrale des Zwischenhirns, von besonderer Bedeutung bei dieser Erkrankung. Er steuert unter anderem den Schlaf-wach-Rhythmus.

Diagnose zu Cluster-Kopfschmerzen

Der Cluster-Kopfschmerz lässt sich in der Regel sehr schnell anhand des Symptombildes diagnostizieren. Eine Bildgebung des Kopfes oder auch EEG (Elektro-Enzephalografie) oder eine Dopplersonografie (spezielle Ultraschalluntersuchung von Gefäßen) sind nur dann notwendig, wenn Verdacht auf eine Tumorerkrankung oder eine Blutung besteht oder die Diagnose aus irgendeinem Grund nicht sichergestellt werden kann. Aber meist sind die Beschwerden eindeutig. Es kann vorkommen, dass zum Ausschluss eines akuten Glaukomanfalls der Augeninnendruck gemessen wird, denn dabei kann es zu sehr ähnlichen Beschwerden mit plötzlichen starken Kopfschmerzen kommen. Bei neu aufgetretener, bisher unbekannter schwerer Kopfschmerzsymptomatik ist medizinische Hilfe immer empfehlenswert, damit andere mögliche (neurologische) Ursachen abgeklärt werden können.

Symptombild

  • ein bis acht Kopfschmerzattacken pro Tag
  • einseitiges Auftreten
  • sehr starke, häufig bohrende und schneidende Schmerzen im Bereich der Schläfe oder auch des Auges und der Nasenwurzel
  • durchschnittliche Dauer einer Attacke: 30-45 Minuten

Wenn gleichzeitig auf der betroffenen Seite eines oder mehrere folgender Symptome auftreten, gilt der Cluster-Kopfschmerz als sicher diagnostiziert:
  • tränendes und/oder gerötetes Auge
  • herabhängendes und/oder geschwollenes Augenoberlid
  • laufende oder verstopfte Nase
  • Schwitzen im Bereich von Gesicht und Stirn
  • verengte Pupille
Am schwierigsten ist es oftmals, den Cluster-Kopfschmerz von der Migräne abzugrenzen – vor allem dann, wenn die Kopfschmerzattacken sich durch Vorboten, einer sogenannten Aura, ankündigen. Beim Cluster-Kopfschmerz ist es aber in der Regel so, dass Betroffene im Gegensatz zu Migränepatienten sehr unruhig sind. Zur Sicherheit kann ein Nitroglyzerintest durchgeführt werden. Dazu wird eine Nitrokapsel eingenommen; sollte es zu einer Kopfschmerzattacke kommen, gilt der Test als positiv und gleichzeitig beweisend für den Cluster-Kopfschmerz. Nitroglyzerin wird normalerweise bei Angina pectoris eingesetzt.

Behandlung zu Cluster-Kopfschmerzen

Wichtig zu wissen ist, dass übliche Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure (Aspirin) und auch alternative Behandlungsmöglichkeiten wie Akupunktur, Entspannungsverfahren und Ähnliches meistens unwirksam sind.

Akuttherapie

  • Inhalation von 100%igem Sauerstoff (keine Nebenwirkungen); 15-20 Minuten lang, 7-15 Liter pro Minute über eine Gesichtsmaske
  • lokales Betäubungsmittel: In das Nasenloch der betroffenen Seite kann Lidocain getropft oder gesprüht werden. Meist hilft das besser und schneller als die Einnahme einer Tablette.
  • Triptane: Diese Medikamentengruppe wird auch bei Migräne eingesetzt. Triptane können als Tablette eingenommen werden oder auch als Nasenspray oder Injektion verwendet werden.

Prophylaxe – Intervalltherapie

  • Verapamil: Dieses Medikament wird normalerweise bei Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen verschrieben, ist aber bei Cluster-Kopfschmerz (sowohl chronischem, als auch episodischem) zur Vorbeugung von Attacken das Mittel der Wahl. Bis zum Wirkeintritt dauert es oft zwei bis drei Wochen.
  • Lithium: Der genaue Wirkmechanismus von Lithium ist noch nicht ausreichend geklärt. Es wird auch bei leichten Depressionen eingesetzt. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen wie Zittern und Herzrhythmusstörungen wird es nur als Mittel der zweiten Wahl verwendet. Bei einigen Betroffenen kann es sogar als Auslöser für die Kopfschmerzattacken wirken.
  • Dihydroergotamin: Dieser Alpha-Rezeptorenblocker (Medikament bei bestimmten Kreislaufstörungen) kann bei episodischen Kopfschmerzattacken, die immer zur gleichen Tageszeit auftreten, gezielt etwa zwei Stunden vorher zur Vorbeugung angewendet werden.
  • Kortison: Glukokortikoide werden in der Therapie des Cluster-Kopfschmerzes nur noch begleitend oder zur Überbrückung eingesetzt, solange Verapamil oder Ähnliches noch nicht wirkt. In seltenen Fällen ist Kortison das einzige Mittel, das bei chronischen Cluster-Kopfschmerzen hilft.
Oftmals ist es notwendig, Medikamente zu kombinieren, um eine bessere Beschwerdereduktion oder -freiheit zu erzielen. Gerade bei chronischem Cluster-Kopfschmerz kann es vorkommen, dass kein Medikament und keine Kombination ausreichend gegen die Beschwerden helfen.
Dann gibt es noch die Möglichkeit der bilateralen Stimulation des Nervus occipitalis major – das ist ein bestimmter Nerv des Kopfes, der stimuliert werden kann. Hier können auch mehrmals Betäubungsmittel und Kortison gespritzt werden.

Prognose

Der Cluster-Kopfschmerz ist nicht heilbar. Es besteht nur die Möglichkeit, dass Kopfschmerzepisoden über die Jahre stark reduziert werden können und dass einzelne Attacken innerhalb einer Periode durch zum Beispiel Vermeiden von Auslösern vermieden werden können. Der Verlauf der Erkrankung ist typischerweise chronisch-rezidivierend. Das bedeutet, dass die Kopfschmerzen über viele Jahre immer mal wieder als Clusterperiode auftauchen. In zehn bis fünfzehn Prozent der Fälle entwickelt sich aus der episodischen Form eine chronische Form.

Selbsthilfe zu Cluster-Kopfschmerzen

Die wenigen Möglichkeiten, selbst auf die Erkrankung Einfluss zu nehmen, bestehen in einer prophylaktischen Therapie, über die man sich bei einem Neurologen informieren sollte. Betroffene, bei denen es Trigger (Auslöser) für die Kopfschmerzattacken gibt, sollten diese unbedingt meiden. Es ist sehr empfehlenswert, sich an Selbsthilfegruppen zu wenden und bei schwerem chronischen Verlauf auch an psychologische Unterstützung zu denken, da der Cluster-Kopfschmerz je nach Verlauf im sozialen und beruflichen Bereich sehr einschneidend sein kann.

Daten/Fakten zu Cluster-Kopfschmerzen

Der Cluster-Kopfschmerz ist eine seltene Kopfschmerzerkrankung. Etwa 0,2 bis 0,3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind davon betroffen. Männer leider häufiger als Frauen an dieser Erkrankung; mittlerweile ist jedoch davon auszugehen, dass der Geschlechterunterschied nicht so groß ist wie bisher angenommen. Das Erkrankungsalter liegt meist zwischen 20 und 40 Jahren.

Links zu Cluster-Kopfschmerzen

Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG)
Generalsekretär, Pressesprecher und vertretungsberechtigt:
PD Dr. Peter Kropp
Medizinische Psychologie im Zentrum für Nervenheilkunde
an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock
Gehlsheimer Straße 20
18147 Rostock
Tel: 0381 - 494 95 30/31
Fax: 0381 - 494-95 32
E-Mail: peter.kropp@med.uni-rostock.de
http://www.dmkg.de

Auf der Homepage der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft findet man viele Informationen rund um das Thema Kopfschmerzen, auch Veranstaltungstipps, eine Vorlage für ein Kopfschmerztagebuch sowie aktuelle Forschungsergebnisse.

Selbsthilfegruppen im Internet
http://www.clusterkopf.de
http://www.clusterkopfschmerzen.de

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