Botulismus

Wissen zu Botulismus

Bei Botulismus handelt es sich um eine seltene, aber sehr schwere Lebensmittelvergiftung. Ursache ist ein Bakterium namens Clostridium Botulinum, dessen Gift das stärkste natürlich vorkommende Nervengift ist. Der Keim kommt weltweit vor und ist an sich nicht gefährlich. Erst wenn er sich in Lebensmitteln vermehrt, kommt es zur gefährlichen Giftbildung. Der Keim gedeiht besonders gut in konservierten, luftdicht abgeschlossenen Lebensmitteln wie Konserven, aber auch vakuumverpackten Lebensmitteln wie geräuchertem Fisch oder Wurst. Wurden die Keime nicht durch ausreichendes Erhitzen abgetötet, können sie sich in Konserven vermehren. Eine weitere gefährliche Quelle von Botulismus-Erregern ist Honig. Er kann den sogenannten Säuglingsbotulismus verursachen. Kinder im ersten Lebensjahr sollen deshalb keinen Honig essen. In Säuglingsnahrung verarbeiteter Honig dagegen ist ungefährlich.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 20 Menschen an Botulismus. Die Gefahr, infolge der Erkrankung zu sterben, ist groß. Sie verläuft äußerst dramatisch und die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Deshalb spielt die Vorbeugung eine besonders große Rolle.

Ursachen

Das Bakterium Clostridium Botulinum kann sich in einem Klima ohne Sauerstoff vermehren (anaerobe Bakterien). Dabei bildet es Sporen, die auch großer Hitze trotzen und sich unter luftdichten Bedingungen wie in Konserven gut entwickeln. Die Bakterien dagegen lassen sich mit Hitze leicht abtöten. Die Clostridien bilden im Magen-Darm-Trakt ein Gift, das mit dem Blutstrom verteilt wird. Nervenendigungen nehmen das Gift auf, sodass es zur neurologischen Symptomatik kommt.

Diagnose zu Botulismus

Die Diagnose stützt sich vor allem auf die Symptome und den Bericht von Angehörigen. Möglicherweise ist ein Lebensmittel bekannt, das die Symptome ausgelöst haben könnte, in Frage kommende Konserven sowie Blut, Mageninhalt oder Stuhl können auf das Gift untersucht werden. Das Ergebnis der Untersuchung wird aber nicht abgewartet, da die frühestmögliche Behandlung über das Leben des Betroffenen entscheiden kann. Leider erfolgt die Diagnose meist erst spät.

Symptome

12 bis 36 Stunden nach dem Verzehr des giftigen Lebensmittels entwickeln sich erste Symptome. Bei kleineren aufgenommenen Giftmengen kann sich diese Zeit verlängern.

Möglich sind:

Neurologische Symptome sind in abnehmender Häufigkeit:
  • Schluckbeschwerden (Dysphagie)
  • Mundtrockenheit
  • Sehstörungen: Doppelbilder, verschwommenes Sehen
  • Beeinträchtigungen des Sprechens
  • Atemnot
  • Arm- und Beinlähmungen
Die Lähmungen schreiten fort und auch die Atemmuskulatur kann betroffen sein, sodass eine Atemlähmung folgt. Dabei sind die Betroffenen bei vollem Bewusstsein. Die Symptome kommen genauso beim Säuglingsbotulismus vor. Kinder verweigern zunächst die Nahrungsaufnahme und sind ruhelos. Später kommt es zu Verstopfung und Lähmungen.

Behandlung zu Botulismus

Der Verdacht auf Botulismus erfordert eine schnellstmögliche Überwachung und Behandlung auf einer Intensivstation. In den ersten 24 Stunden nach Aufnahme des Gifts wirkt ein Anti-Gift (Antitoxin). Es neutralisiert aber nur das freie Gift, das noch nicht von den Nerven aufgenommen wurde. Die Antitoxinbehandlung ist die einzig verfügbare ursächliche Behandlung von Botulismus. Eine Magenspülung kann ebenfalls erfolgreich sein, wenn nur wenige Stunden seit der Nahrungsaufnahme vergangen sind, Einläufe und die Darmperistaltik anregende Medikamente sind nicht sicher wirksam.

Prognose

Unbehandelt verläuft Botulismus meist tödlich. Mit der Verfügbarkeit des Anti-Gifts und intensivmedizinischen Maßnahmen steigen die Überlebenschancen jedoch erheblich. Das Gift wirkt aber über viele Wochen im Körper und Lähmungen bilden sich häufig erst Monate später zurück.

Selbsthilfe zu Botulismus

Bei auch nur dem geringsten Verdacht auf eine Nahrungsmittelvergiftung sollte umgehend ärztliche Hilfe aufgesucht werden. Denn die frühe Behandlung bietet die beste Chance auf Heilung. Im Verdacht stehende Lebensmittel sollten zur Untersuchung mitgebracht werden. Das Risiko von Botulismus lässt sich außerdem reduzieren.

Vorbeugende Maßnahmen sind:

  • Betrachtung der Konserve im geschlossenen Zustand. Hebt sich der Deckel, kann dies für Clostridien sprechen, da die Keime Gase bilden, die den Deckel vorwölben. Dieses Phänomen wird als "Bombage" bezeichnet. Im Verdacht stehende Konserven sollten amtlich untersucht werden.
  • selbst eingemachte Lebensmittel, besonders Fleisch und Gemüse doppelt erhitzen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass alle Keime abgetötet werden.
  • vakuumverpackte Lebensmittel nach Angabe des Herstellers kühl lagern und die Kühlkette nicht unterbrechen.
  • Kindern unter einem Jahr keinen Honig verabreichen, auch Schnuller oder Brustwarzen nicht mit Honig einreiben.

Daten/Fakten zu Botulismus

Botulismus tritt häufig bei mehreren Personen gleichzeitig auf, da sie das gleiche Lebensmittel gegessen haben. In Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt Nahrungsmittelbotulismus am häufigsten vor. In Deutschland ereignen sich zwischen vier und 23 Fälle pro Jahr. In 70 Prozent der Botulismusfälle in den USA sind Säuglinge betroffen. Diese sind besonders in den ersten sechs Lebensmonaten gefährdet.

Links zu Botulismus

Bundesinstitut für Risikoberwertung (BfR)
Hinweise für Verbraucher zum Botulismus durch Lebensmittel
http://www.bfr.bund.de/cm/350/hinweise_fuer_verbraucher_zum_botulismus_durch_lebensmittel.pdf

Quellenangabe für Zitate

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