Beugesehnenverletzung an der Hand

Wissen zu Beugesehenverletzung an der Hand

Die Beugesehnen der Hand sind zwar ein nur kleiner Bestandteil unseres Körpers, aber für unseren Alltag und jegliche Greifaktivitäten von entscheidender Bedeutung. Die Aufgabe dieser etwa fünf bis zehn Millimeter starken Sehnen ist es, die Kraft der Unterarmmuskulatur auf die Finger zu übertragen. Dazu verfügt jeder Finger über zwei Beugesehnen, die verschiedene Funktionen übernehmen. Die oberflächlich gelegene Sehne beugt das Mittelgelenk, die tief liegende Sehne ist für die Beugung des Endgelenks des Fingers verantwortlich. Einzige Ausnahme bildet der Daumen, der nur über ein Endgelenk, aber kein Mittelgelenk verfügt. Deshalb besitzt er nur eine Beugesehne.
Alle Beugesehnen werden durch Sehnenscheiden als Ummantelung geschützt und von Ring- und Kreuzbändern am Knochen gehalten. Verletzungen in diesem Bereich, etwa durch Gewalteinwirkung oder Schnitte, sind aufgrund der anatomischen Spezifik der Hand komplizierte Verletzungen. Zudem können durch derartige Verletzungen auch Nerven mit betroffen sein, die hier in unmittelbarer Nachbarschaft in einer Vielzahl vorhanden sind.

Ursachen

Verletzungen von Beugesehnen werden in der Regel durch äußere Gewalteinwirkung verursacht. Dies kann durch Schnitte, beispielsweise beim Öffnen von Dosen oder dem unbedachten Umgang mit Messern oder Glasscherben passieren. Ebenso können schwere Quetschungen oder Arbeitsunfälle an Maschinen wie Kreissägen oder ähnlichem Sehnen verletzen.

Diagnose zu Beugesehenverletzung an der Hand

Zur genauen Diagnose wird die Beweglichkeit der Finger überprüft und die Durchblutung zum Ausschluss von Gefäßverletzungen kontrolliert. Daneben wird das Gefühl in den Fingern beziehungsweise der Hand geprüft, um eventuelle Nervenverletzungen auszuschließen. Bei komplexen Verletzungen wie beispielsweise durch Unfälle an Arbeitsmaschinen wird zunächst anhand eines Röntgenbildes die Verletzung eventueller Knochen festgestellt. Weil Sehnen – ebenso wie Nerven, Gefäße oder Bänder – auf Röntgenbildern nicht erkennbar sind, erfolgt zur detailgenauen Diagnose einer Beugesehnenverletzung meist eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanztomografie. Damit können auch kleine Anrisse von Sehnen erkannt werden, welche aufgrund der Gefahr eines späteren vollständigen Risses ebenfalls behandelt werden sollten. In einigen Fällen wird eine Beugesehnenverletzung sogar erst während einer Operation erkannt.

Symptome

Weil kleine Schnitte manchmal harmloser wirken als sie sind, ist eine Beugesehnenverletzung nicht immer sofort erkennbar. Insbesondere wenn nur die tief gelegene Beugesehne betroffen und gegebenenfalls nicht vollständig durchtrennt ist, kann der Betroffene nur das Endglied des Fingers nicht mehr beugen.
Erst bei Durchtrennung von oberflächlicher und tiefer Beugesehne zeigt sich ein totales Unvermögen, den Finger zu beugen. Die Finger zeigen dann zudem eine unnatürliche Streckung. Neben diesen Symptomen sind Schwellungen und Blutergüsse begleitende Anzeichen für eine Beugesehnenverletzung.

Behandlung zu Beugesehenverletzung an der Hand

Häufig muss eine Beugesehnenverletzung aufgrund des enormen Funktionsverlusts operiert werden. Nicht operiert wird jedoch, wenn nur die oberflächliche Beugesehne verletzt ist, womit der Funktionsverlust vergleichbar gering ist – dies ist abzuwägen. Auch bei älteren Verletzungen, bei denen zwar die tiefliegende Sehne verletzt, aber die oberflächliche Sehne noch intakt ist, kann gegebenenfalls auf eine Operation verzichtet werden.
Grundsätzlich gilt jedoch, dass so frühzeitig wie möglich durchgeführte Operationen die besten Ergebnisse erzielen. Dazu ist es sinnvoll, binnen der ersten sechs bis acht Stunden nach Eintreten der Verletzung zu operieren.
Derartige Operationen sind kompliziert und sollten deshalb von einem erfahrenen Behandlerteam durchgeführt werden. Ist dies in den ersten Stunden nicht möglich, sollte die Wunde zunächst durch einfache Nähte geschlossen und einige Tage später operiert werden.
Während einer solchen Operation müssen die teilweise bis in den Unterarm zurückgerutschten Sehnenenden wieder miteinander vereint werden. Dazu ist es in den meisten Fällen erforderlich, die Wunde in beide Richtungen zu verlängern.
In einem zweiten Schritt näht der Operateur die durchtrennten Sehnen wieder zusammen. Dabei wird sich in komplizierten Fällen durchaus auf das Verbinden der tiefliegenden Sehne beschränkt. Dies erfolgt nicht nur, weil sie der Hauptkraftgeber für den Finger ist und ihn im Ganzen zu bewegen vermag. Auch bewirkt eine Wiederherstellung der oberflächlichen Sehne oftmals eine Verdickung durch die Nahtstelle, woraus nicht selten später eine schlechtere Beweglichkeit des Fingers resultiert.
Ist eine Beugesehne samt Knochenmaterial ausgerissen, erfolgt eine Fixierung durch Drähte und Schrauben des Knochenfragments. Bei älteren oder infizierten Verletzungen und bei Zerstörung der Sehnenscheiden, den Ummantelungen der Beugesehnen, werden zwei Operationen durchgeführt. In einem ersten Schritt wird durch Einsetzen eines Silikonstifts (Splint) zunächst das Verkleben der Sehnenscheiden verhindert. Erst in der zweiten Operation werden die Sehnenenden vereint oder durch den Einsatz eines Sehnenstückes aus dem Unterarm oder Unterschenkel neu verbunden.
Im anschließenden Heilungsprozess besteht die Gefahr, dass die Beugesehnen mit den Sehnenscheiden verkleben und daraus eine dauerhafte Bewegungseinschränkung erwächst. Zugleich gilt es, eine Überlastung zu vermeiden. Sonst droht die Sehnennaht zu reißen. Daher ist eine frühzeitige Bewegungstherapie unter krankengymnastischer Anleitung ratsam.

Verschiedene Methoden

  • Bei der Methode der passiven Mobilisation werden die Finger ausschließlich vom Physiotherapeut bewegt.
  • Alternativ werden mittels einer Schiene (Kleinert-Schiene), bei der die Fingerspitzen an Gummibändern mit dem Unterarm verbunden sind, Bewegungen in Schonhaltung möglich. Der Betroffene kann die Finger aus eigener Kraft strecken, aber das Beugen übernehmen die Gummibänder, was damit für die Sehne belastungsfrei ist.

Prognose

Sechs Wochen nach der Operation wird eine solche Schiene entfernt beziehungsweise ist eine vorsichtige Teilbelastung möglich. Die vollständige Belastbarkeit ist jedoch erst etwa zwölf Wochen nach der Operation erreicht. In den meisten Fällen können die Betroffenen künftig uneingeschränkt ihrem Beruf nachgehen und den Alltag wie zuvor meistern.

Nur Verletzungen, die durch
  • stumpfe Durchtrennungen oder Quetschungen bewirkt,
  • verspätet behandelt oder
  • bei denen weitere Weichteilschäden festgestellt wurden beziehungsweise
  • Verletzungen im Bereich des Mittelhandknochens,
können gegebenenfalls mit Komplikationen verlaufen.

Links zu Beugesehenverletzung an der Hand

Verschiedene deutsche Zentren für Handchirurgie
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