Alzheimer

Wissen zu Alzheimer

Die häufigste Form von Demenzerkrankungen ist die Alzheimer-Krankheit. Sie wird auch als "Morbus Alzheimer" oder "Demenz vom Alzheimer-Typ" bezeichnet. Es handelt sich dabei um einen hirnorganischen Abbauprozess mit einem schleichenden Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit. Der Grund dafür liegt im langsam fortschreitenden Untergang von Nervenzellen. Das Krankheitsbild zeigt sich durch Gedächtnis-, Konzentrations- und Orientierungsstörungen sowie Störungen des Denk- und Urteilsvermögens. Erinnerungen an Kindheit und Jugend – das biografische Gedächtnis – bleiben dagegen häufig oft noch lange Zeit abrufbar. Im Verlauf der Erkrankung kann es bis zum Verlust der Persönlichkeit kommen. Der Alltag wird immer weiter eingeschränkt und Betroffene sind zunehmend auf Hilfe und Unterstützung angewiesen.

Früherkennung ist wichtig

Morbus Alzheimer kann bereits vor dem 50. Lebensjahr auftreten, doch steigt die Häufigkeit mit dem Lebensalter steil an. Momentan ist die Erkrankung nach wissenschaftlichen Erkenntnissen noch nicht heilbar, doch haben sich die Behandlungsmöglichkeiten in den letzten Jahren erheblich verbessert. Je früher die Problematik erkannt und behandelt wird, desto eher lässt sich der Hirnabbauprozess verlangsamen. Zudem kann mit dem Wissen über die Erkrankung der Veränderungsprozess besser bewältigt werden.

Der Nervenarzt Alois Alzheimer

Im Jahr 1906 wurde die Krankheit zum ersten Mal von dem Würzburger Nervenarzt Alois Alzheimer dokumentiert. Er beschrieb die Symptome seiner Patientin Auguste D. – wie eine rasch zunehmende Gedächtnisschwäche, Orientierungslosigkeit und Eifersucht. Als sie fünf Jahre später verstarb, untersuchte Alois Alzheimer das Gehirn der Patientin und fand unübliche Ablagerungen. Auch heute noch lässt sich der Nachweis der Alzheimer-Erkrankung erst nach dem Tod des Betroffenen durch die typischen Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques) im Gehirn erbringen.

Diagnose zu Alzheimer

Die Ursache finden

Experten gerontopsychiatrischer Abteilungen, Fachpersonal mit Gedächtnissprechstunden und Memory-Kliniken können Alzheimer mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von etwa 80 bis 90 Prozent feststellen. Neben der Krankengeschichte und Informationen Angehöriger wird in der Regel eine körperliche Untersuchung vorgenommen und Laborwerte eingeholt. Zum Ausschluss anderer Erkrankungen werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Eine Computer-Tomographie (CT), eine Kernspin-Tomographie (MRT) oder eine Hirnstrommessung (EEG) werden eingesetzt, um andere Erkrankungen des Gehirns zu erkennen, die ähnliche Symptome hervorrufen können. Bei über 50-Jährigen wird üblicherweise zudem ein Elektrokardiogramm (EKG) angeordnet und einige Fachleute empfehlen zusätzlich eine Ultraschall-Untersuchung der hirnversorgenden Blutgefäße.

Typische Symptome bei Alzheimer

Eine Alzheimer-Erkrankung verläuft in verschiedenen Stadien, welche fließend ineinander übergehen können. Eine Verschlechterung der Kurzzeitgedächtnisleistung zeigt meist eine erste Zustandsverschlechterung an. Betroffene, die ihren geistigen Verfall bemerken, reagieren anfangs häufig mit Symptomen einer Depression. Ermüdungserscheinungen nehmen zu, Konzentration und Denkleistung nehmen ab. Im weiteren Verlauf kommt es zu Verwirrtheit, innerer Unruhe, Ängsten und aggressivem Verhalten. Wahnvorstellungen und Sprachstörungen können hinzukommen. Betroffene leben "in der Vergangenheit" und es fällt ihnen zunehmend schwer, Orte und Personen wiederzuerkennen. Es folgt der Verlust von Alltagsfähigkeiten, wie das An- und Auskleiden oder die Essenszubereitung. Im Endstadium verstummen die Betroffenen häufig, werden bettlägerig und sind pflegebedürftig.

Prüfung der Hirnleistungsfähigkeit

Um die Hirnleistung zu beurteilen und den Schweregrad oder Verlauf der Erkrankung feststellen zu können, werden neuropsychologische Tests eingesetzt:
  • Der Uhrentest: Der Patient wird aufgefordert, eine Uhr samt Uhrzeit nachzuzeichnen, die er zuvor gezeigt bekam. Die Zeichnung lässt Rückschlüsse über die Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung zu.
  • Der Mini-Mental-State (MMST): Dieser etwa zehnminütige Test beinhaltet Aufgaben zu alltäglichen Anforderungen, wie beispielsweise die Nennung von Ort, Zeit und Datum oder das Lösen einfacher Rechenaufgaben oder das Zeichnen eines Hauses.

Behandlung zu Alzheimer

Alltagskompetenz erhalten

Medikamente, die das Absterben der Nervenzellen verhindern, konnten bisher nicht entwickelt werden. Ziel ist daher die Verzögerung des geistigen Verfalls und der möglichst lange Erhalt von Lebensqualität. Dazu ist ein Gesamtkonzept aus medikamentösen und nicht medikamentösen Therapien erforderlich.

Medikamentöse Therapie

Eine medikamentöse Behandlung von Alzheimer kann die gestörten Botenstoffe Glutamat und Acetylcholin positiv beeinflussen. Dazu dienen zwei Arzneimittelgruppen:
  • Memantine: Sie wirken im Gehirn an den Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen und sorgen für eine bessere Leitfähigkeit der Informationsimpulse. Unter Memantinen werden Betroffene geistig aktiver, können Gesprächsinhalte besser verfolgen und ihre Leistungen im Alltag insgesamt steigern. Selbst bei Pflegebedürftigen werden Verbesserungen deutlich, wie eine erhöhte Beweglichkeit bei Pflegehandlungen oder der Personenerkennung.
  • Acetylcholinesterase-Hemmer: Demenzbedingte Verhaltensstörungen wie aggressives Verhalten oder Wahnvorstellungen können durch Acetylcholinesterasehemmer verbessert werden. Sie wirken, indem sie dafür sorgen, dass der Botenstoff Acetylcholin im Gehirn nicht so schnell abgebaut wird und damit länger zur Verfügung steht. Damit wird die Informationsweiterleitung im Gehirn verbessert.

Körperliche und geistige Anregung

Alzheimer-Betroffene sollten ihren Fähigkeiten und Vorlieben entsprechend körperlich und geistig gefördert werden. Dazu eignet sich ein Hirnleistungstraining, Bewegungstherapie und Ergotherapie sowie aktivierende Tätigkeiten wie spazierengehen, schwimmen oder tanzen. So lange wie möglich sollte ein Betroffener alle notwendigen Handlungen des Alltags eigenständig erledigen, um eine verfrühte Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.

Selbsthilfe zu Alzheimer

Struktur für den Alltag

Die Selbsthilfemöglichkeiten schränken sich im Verlauf der Erkrankung zunehmend ein. Wird die Diagnose frühzeitig gestellt und besteht bei dem Betroffenen Krankheitseinsicht, können Kreuzworträtsel und Gedächtnisspiele wie Memory hilfreich sein, die Hirnleistung zu trainieren. Über Karteikarten und Merkzettel kann eine verlässliche Struktur für den Alltag erarbeitet werden. Wichtige Termine können auf einer Gedächtnistafel oder in einem Kalender festgehalten werden. Je früher ein Betroffener lernt, solche Hilfsstrategien zu nutzen, umso länger kann er sie erfolgreich einsetzen. Zu Beginn der Erkrankung kann ein Betroffener vieles für die eigene Zukunft regeln, wie zum Beispiel Betreuungsverfügungen oder Patientenverfügungen.

Hilfe für die Helfer von Alzheimer-Betroffenen

Im Verlauf der Erkrankung werden die Angehörigen immer stärker gefordert, weil der Betroffene seinen Alltag nicht mehr selbst bewältigen kann. Ständig Hilfestellung zu geben ist sehr kräftezehrend, sodass die Hilfe für den Helfer ebenso wichtig wird wie für den Betroffenen. Selbsthilfegruppen für Angehörige von Alzheimer-Kranken bieten gegenseitigen Austausch, ebenso kann ein Pflegedienst unterstützen.

Daten/Fakten zu Alzheimer

In Deutschland sind etwa eine Million Menschen von einer Demenz betroffen. Während es in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen zwei Prozent sind, sind es bereits 15 Prozent bei den 80- bis 84-Jährigen. Nach Schätzungen leiden davon etwa zwei Drittel der Betroffenen an der Alzheimerkrankheit. Da die Lebenserwartung in den Industrienationen steigt, ist eine Zunahme an Demenzerkrankten zu erwarten. Durchschnittlich dauert die Alzheimer-Erkrankung neun bis zwölf Jahre, wobei die Diagnose erst nach ein bis drei Jahren gestellt wird.

Links zu Alzheimer

Hirnliga
Liste der Gedächnissprechstunden nach Postleitzahl sortiert:
http://www.hirnliga.de/Frueherkennung/frueherkennung.html#f4


Das Alzheimer-Telefon
Beratung und Information für Betroffene, Angehörige und Helfer.
Tel: 030 - 259 379 514
http://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/Broschueren/Telefonflyer_08072010.pdf

Selbsthilfegruppe in Essen
http://www.alzheimer-selbsthilfe-essen.de/


Ausschnitt aus dem ZDF-Bericht über Rudi Assauer und seine Alzheimer-Erkrankung
http://www.youtube.com/watch?v=PQ3unw74w1s

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